Montag, 4. Januar 2016
Das Positive ist Mannigfaltigkeit, das Gefühl ist Qualitas.
Die Darstellung des Gefühls in der Sinnenwelt ist das Fühlbare und wird gesetzt als Materie. Ich kann keine Materie hervorbringen oder vernichten, ich kann nicht machen, dass sie mich anders affiziere, als sie es ihrer Natur nach tut. Entfernen oder annähern kann ich sie wohl. Das Positive soll Mannigfaltigkeit sein, weil es Gegenstand der Wahl für die Freiheit sein soll. Es müsste also mannigfaltige Gefühle geben, oder der Trieb müsste auf mannigfaltige Art affizierbar sein; welches man auch so ausdrücken könnte: Es gibt mehrere Triebe im Ich.
Diese Mannigfaltigkeit der Gefühle ist nicht zu deduzieren oder aus einem Höheren abzuleiten, denn wir ste-hen hier an der Grenze. Dieses Mannigfaltige ist mit dem Postulate der Freiheit postuliert. Hinterher wohl wird dieses Mannigfaltige im Triebe sich zeigen als Naturtrieb und wird aus der Natur erklärt werden; aber die Natur wird selber erst zufolge des Gefühls gesetzt.
Diese mannigfaltigen Gefühle sind völlig entgegengesetzt und haben nichts miteinander gemein, es gibt keinen Übergang von einem zum andern. Jedes Gefühl ist ein bestimmter Zustand des Ich. Sonach wäre das Ich selber eine Mannigfaltiges; aber wo bliebe dann die Identität des Ich? Das Ich soll diese Mannigfaltigkeit auf sich be-ziehen, es soll es als sein Mannigfaltiges ansehen, wie ist dies möglich?
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 69
Nota. - Die Gefühle als unmittelbare Gegenstände der Anschauung ist qualitativ, sie haben nichts miteinander gemein und gehen nicht ineinander über. (Das ist auch neurophysiologsich so, zu jeder Sinneszelle gehört die entsprechende Nervenzelle.) Das Erlebnis, dass alle Gefühle meine sind, ist der Ursprung des empirischen Ich (welches es zu erklären gilt).
JE
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