Freitag, 12. August 2016

Ideale Tätigkeit ist weniger Tat, mehr Zustand des Ich.



Zuletzt wird also ein Grund der jetzt zu beschreibenden Reflexion aufgestellt werden müssen, denn sonst wird uns unser Verstehen nichts helfen. Es wird uns hier gehen wie oben: Da wurde erst das unmittelbare Bewusst-sein beschrieben als ideales sich selbst Setzen. Dann wurde das Ich in diesen Zustand gesetzt, dies schien Sache der Freiheit zu sein, aber es wurde gezeigt, dass, wenn ein Ich möglich sein sollte, diese Handlungen [notwendig] vorgenommen werden mussten.

2) Die Frage ist, wie wird doch das durch absolute Spontaneität Hervorgebrachte anschaubar, oder was ist es eigentlich?

Wir haben schon oben gesehen, dass die Frage [lautet?], was ein Gegensatz bedeutet. Wenn ich frage: Was ist x? so schwebt mir eine Sphäre von Mannigfaltigem vor, was x sein könnte, ich will wissen, was x unter dem Man-nigfaltigen sei, sonach müssen wir wissen, wem das durch Selbstbestimmung Hervorgebrachte entgegengesetzt werden soll.

Bestimmbarkeit und  Bestimmtheit ist bezogen auf ideale Tätigkeit, die gebunden ist, nicht Tat, sondern Zu-stand des Ich ist. Sonach ist der Charakter des hier Angeschauten ein Haltendes [sic], beziehbar auf die An-schauung. Es wird sich vielleicht zeigen, das alles Anschaubare ein Haltendes ist, weil die ideale Tätigkeit ein solche ist, die bloß folgen kann.

Alle ideale Tätigkeit bezieht sich unmittelbar lediglich auf reale Tätigkeit. Was also das Haltende immer ist, so kann sich die ideale Tätigkeit doch nur mittelbar darauf beziehen. Sonach müsste die praktische Tätigkeit ge-bunden sein, wenn die ideale erklärt werden sollte, so dass alle Beschränktheit, die im Bewusstsein vorkommt, ausgehen müsste von der praktischen Tätigkeit. 
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Wissenschaftslehre nova methodo, S. 56



Nota. - 'Weniger - mehr': das habe ich hinzugefügt. In der unablässigen Reflexion geschieht ein ununterbroche-ner Stellungswechsel. Jedes für sich ist nicht - sondern, entweder - oder; doch im Zusammenhang ist das eine nur früher, das andere später, das eine nieder, das andere höher auf der Reflexionsleiter. (Natürlich, denn jedes ist ein weiterer Schritt im Bestimmen: jedesmal steht eine Mannigfaltigkeit zur Auswahl, fortschreiten kann ich aber nur durch alternatives Entgegensetzen. Rückwärts betrachtet erscheint es wie gradueller Aufstieg.)
JE




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