Montag, 15. August 2016

Nur inwiefern die Freiheit aufgehalten ist, ist Anschauung möglich.




B) Die gewählte Handlung heiße x, sie ist Teil der soeben aufgezeigten Summe, und ihr muss das Prädikat zukommen, welches der ganzen Summe zukommt, sie muss teilbar sein können ins Unendliche. Aber noch immer ist dieser gewählte Teil x nur charakterisierbar und anschaubar, inwiefern er bestimmt ist. Er muss dem Bestimmbaren entgegengesetzt werden, denn nur unter dieser Bedingung ist das ganze bisher Geforderte möglich.

Welches ist nun der Charakter des Bestimmten als solchen, wie ist von ihm das Bestimmbare unterschieden? Die reale Tätigkeit bestimmt sich zum Handeln, und diese ist nicht anschaubar, sie ist nicht Etwas, nicht teilbar, sie ist absolut einfach. Das sonach, wozu sich das Ich durch Selbstaffektion bestimmt, müsste anschaubar sein, das Handeln. Dies aber ist nicht möglich, wenn im Handeln der praktischen Tätigkeit die Freiheit nicht gebunden ist. Aber aufgehoben darf sie nicht werden, Tätigkeit muss sie sein und bleiben, sie müsste gebunden und auch nicht gebunden sein, beides müsste stattfinden.

Ein Handeln würde so etwas sein, in welchem die reale Tätigkeit gebunden und auch nicht gebunden wäre. Das Gebundene soll die reale Tätigkeit sein; also das Leidende bedeutet etwas Aufhaltendes, und nur inwiefern die Freiheit aufgehalten ist, ist Anschauung möglich.

Die Handlung mag x heißen, und dieses x muss anschaubar sein. Nun kommt dem Handeln als einem Bestimmbaren durch Freiheit Bestimmbarkeit ins Unendliche zu, man kann sonach x teilen in A und B, und diese wieder ins Unendliche. Wenn man ins Unendliche mit der Teilung fortginge, so dürfte man keinen einzigen Punkt finden, in welchem nicht / läge Tätigkeit und Hindernis der Tätigkeit. Dies ist nun Stetigkeit, eine stetige Linie des Handelns, und so etwas heißt Handeln, welche in einer steten Linie fortgeht. (Von der Zeit ist hier noch nicht die Rede.)
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Wissenschaftslehre nova methodo, S. 58f.


Nota. - Nur was anschaubar ist, ist wirklich. Freiheit, die nicht auf ihre Grenze stößt, um sie zu überschreiten, ist keine. Wirklich ist nichts, was nicht einen Gegenstand hat, der ihm entgegensteht.  

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Die reale Tätigkeit ist als solche nicht anschaubar, sie ist nicht Etwas, sondern bloßer Gedanke. Anschaubares Etwas wird die Tätigkeit erst, weil und wenn sie auf ein Hindernis stößt, welches sie aufhält. Nicht in ihrer Tätigkeit selbst ist Freiheit anschaubar, sondern erst, wenn sie ein Objekt wählt, das ihr entgegen-steht.

Freiheit ist dem tätigen Ich als seine Bestimmung zuerst nur zugedacht, ihre Energie heiße reale Tätigkeit; sie 'sind' insofern, als sie den Sinn der Handlung ausmachen, die doch selber das einzig Anschaubare, das real-Reale ist. Sie ist der Ausgangspunkt der Wissenschaftslehre, und nachdem jene sie in ihrem ersten, analytischen Gang als den einzig möglichen Grund der Ichheit bloßgelegt hatte, setzt sie in ihrem zweiten, synthetischen Gang das System er Vernunft aus diesem seinen Grund wieder zusammen.
JE








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