Mittwoch, 18. Juli 2018

Der Geist begann mit dem Staunen.

lomboki

Ist einmal das Auffassen nicht möglich, so entsteht ein Staunen, welches der Grund des Erhabenen ist.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 57


Nota. - Bei Kant kam das Erhabene etwas verlegen hinter dem Schönen hergehinkt, Schelling stellte es gleich- berechtigt an seine Seite, und bei den Modernen, heißt es seit Adorno, träte es geradezu an seine Stelle. - Da ist was dran, und wenn man das Ästhetische nicht auffasst als etwas, das immer gegeben war, sondern als etwas, das immer erst werden muss, dann könnte man obige Fichte-Stelle als Grund-Satz für eine Theorie der Ästhe- tik ansehen: im Unterschied nämlich zu einer Theorie des Wissens.

PS. - Dass den Römern der Satz Nil admirari als maßgebende Lebensweisheit galt, weist darauf hin, wieso sie in ästhetischen Dingen nie aus dem Schatten der Griechen heraustreten konnten.

PPS. - Könnte man nicht der Charakter einer Nation danach beurteilen, ob ihre Sprache für das Staunen ein treffendes Wort hat?

PPPS. - ...und verstünde man besser, warum Joh. Fr. Herbart ausgerechnet die 'ästhetische Darstellung der Welt' für die eigentlichste Angelegenheit der Pädagogik nehmen konnte.

PPPPS. - Und schließlich wäre auch der Anfang aller Philosophie ein ästhetischer (und die Römer konnten ihn nie finden).

31. 8. 15 


Admirari - daher kommt frz. admirer - bewundern. Es ist die elementare Gemütsbewegung eines Menschen, in dessen Wahrnehmung etwas aus der Selbstverständlichkeit herausspringt - und dadurch zu einem Etwas über- haupt erst wird, das sich vom Einerlei des Selbstverständlichen unterscheiden lässt. 

Wir stellen uns einen Hominiden vor, der zum erstenmal seine Urwaldnische verlässt. Dort war alles an seinem Platz, jetzt ist die Welt ein Chaos, das so ununterscheidbar ist wie die selbstverständliche Umwelt zuvor; unter- scheidbar sind allenfalls die Etwasse, die die Erinnerungsspur des Urwalds an sich tragen und auf einmal Er- heblichkeit gewinnen: "Ach, das war das!" Es ist der Ur-Sprung des Geistes: das Entstehen einer Bedeutung  für mich. Das ist allerdings ein Wunder, une merveille, a marvel

Unbestimmt, bestimmbar waren die selbstverständliche Urwaldnische und das ursprüngliche Chaos der offenen Welt. Das bestaunte Wunderding ist indessen vor-bestimmt: als zu-bestimmen durch mich.

Bis hierher ist noch kein Anlass, ästhetisch-Sinnliches von kognitiv-Logischem zu unterscheiden. Das wird erst nöitg in dem Fall, wo ein Zubestimmendes sich meinem Bestimmenwollen dauerhaft widersetzt. Dass es da ist, können meines Sinne nicht bezweifeln, doch was es ist, kann meine Intelligenz nicht feststellen. Und wieder muss ich mich wundern, vorm Hintergrund alles mehr oder minder Bestimmten; ein Wundern zweiten Grades: das ästhetische Erleben. Ob ich das, was bewundert wird, das Schöne oder das Erhabene nenne, ist offenbar nur eine Frage des Zeitgeschmacks.

Das ist eine Märchenerzählung?

Genau! Der Sinn einer Geschichte ist nicht die Geschichte selbst, sondern eine andere Geschichte.



 

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