Mittwoch, 25. Juli 2018

Fichtes Vernunft-Gott.

Günter Havlena, pixelio.de

Sein Begriff ist blos eine Idee zum Behuf gewisser Grundsatze.
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Kant, Opus postumum, 1. Konvolut, S. 048 


Nota I. - Platz für den Glauben hat er schaffen wollen, aber dann holt ihn das kritische Gewissen doch immer wieder ein.

21. 9. 15

Nota II. - Allein als Bürgen für eine sittliche Weltordnung hat Fichte Gott gelten lassen wollen - und sich prompt den Ruf eines Atheisten eingefangen, weil er ihn als Schöpfer aus der Welt verbannt hatte. Und zwar nicht so, dass man an Gott glauben müsse, um die Grundsätze der Sittlichkeit glauben zu können, sondern andersrum: Wer selber in sich Sittlichkeit hervorgebracht habe, glaube ipso facto an Gott, weil anders die letztendliche Herrschaft der Sittlichkeit nicht verbürgt sei.

Sein Argument ist verschroben. Wer sich einen Zweck setze, müsse ihn der Logik wegen für erreichbar und folglich zu irgendeinem künftigen Zeitraum als erreicht annehmen.

Was die formale Logik hier verloren habe, ist nicht zu erkennen. Sittlichkeit handelt von Zwecken, und die werden aus Freiheit gewählt und haben mit notwendigen Schlüssen nicht zu tun. Die materiale Logik aber widerspricht ihm geradezu: Der sittliche Zweck besteht im Rechttun selber und nicht in der Ausführung dieses oder jenes Werks. Das hat der Lutheraner Fichte natürlich gewusst, und dass er es an dieser Stelle übergeht, kann nur mit gedanklichen Skrupeln erklärt werden. 

Das Ich, hat er uns erklärt, findet sich vor als wollend. Es schaut sich an als bestimmt, nämlich zum Wollen. Wollen heißt bestimmen wollen; er schaut sich also an als bestimmen sollend. Er soll frei sein - das ist dasselbe. Handeln gemäß selbst bestimmter Zwecke heißt Vernunft. Auf die Sittlichkeit des Bestimmens kommt es hier an, denn die allein verantwortet der Bestimmende. Ein Bestimmtes gibt es stets nur vorüber gehend: denn sittlich ist immer nur das Fortschreiten im Bestimmen. Da gibt es schlechthin kein letztes Ende.

An welcher Stelle das vernünftige sittliche Ich einen Bürgen für seinen Erfolg nötig hätte, ist unerfindlich, und wer einen solchen braucht, hat noch viel an sich zu arbeiten. Als moralisch-heuristische Fiktion ist Gott so überflüssig, wie er als Schöpfer undenkbar ist. 
JE



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