Mittwoch, 12. Dezember 2018

Unendlich scheitern und streben.

oresundbron
 
...nämlich bei aller Bemühung können wir die Untersuchung über die Hauptsynthesis niemals erschöpfen; wir können sonach nimmermehr das Bestimmte und Bestimmende als eins anschauen, weil beides in der Synthesis auseinander liegt. Beides als eins zu denken ist bloße Aufgabe. Dieses Bestimmen und Bestimmtsein ist in der Hauptsynthesis eins, diese aber können wir nicht fassen. 

Die Philosophie hebt notwendig an mit einem Unbegreiflichen, mit der ursprünglichen Synthesis der Einbil- dungskraft, ebenso mit einem Unanschaubaren, mit der ursprünglichen Synthesis des Denkens, dieser Akt ist nicht zu denken noch anzuschauen. Es lässt sich auch also noch bloß als Aufgabe aufstellen, alles Übrige ist erreichbar, da es in der Erfahrung vollzogen wird.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 217


Nota I. - Mit andern Worten, die ganze Wissenschaftslehre ist gar keine Lösung, sondern ein Problem.
14. 3. 15 

Nota II. - Problem heißt Aufgabe. Das bedeutet nicht mehr und nichts anderes, als dass die Arbeit der Vernunft, als dass das Bestimmen nie zu einem Abschluss kommt. Die Annahme eines vernünftigen Endzustands ist schon als Vorstellung eine Absurdität. Die Wissenschaftslehre hat vor sich, was sie in ihrem Rücken hat: ein unendlich Unbestimmtes, das es unendlich zu bestimmen gilt. Es ist, als finge man wie Sisyphus immer ganz von vorne an: Ein ewic gegenwärtic nûn, heißt es bei Meister Eckhart.

Das wiederum heißt nicht mehr - aber das ist eine Menge -, als dass die Arbeit der Kritik niemals erledigt ist.
JE

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