Freitag, 28. Dezember 2018
Natur- und Kunstprodukt.
Was ein organisiertes Naturprodukt sei und warum und inwiefern ein solches nur als ein Ganzes zu denken sei, lässt sich am besten erkennen durch die Vergleichung desselben mit einem Kunstprodukte; welches darin mit dem Naturprodukte übereinkommt, dass es nur als ein Ganzes denkbar ist. In beiden ist jeder Teil um jedes anderen willen, demnach um des Ganzen willen da, und die Urteilskraft wird daher bei der Betrachtung des einen wie des anderen von dem Setzen des einen Teils fortgetrieben zu allen, bis sie das Auffassen beendet hat.
Im Naturprodukt aber ist das Ganze auch um der Teile willen da; es hat keinen anderen Zweck als den, be- stimmt diese Teile zu produzieren. Im Kunstprodukt hingegen weist das Ganze nicht zurück auf die Teile, son- dern auf einen Zweck außer ihm; es ist Werkzeug zu etwas. Ferner, im Naturprodukte bringt jeder einzelne Teil durch seine innere Kraft sich selbst hervor. Im Kunstprodukt aber ist, ehe es nur Kunstprodukt werden konn- te, der innere Bildungstrieb getötet, und es ist gar nicht auf ihn, sondern auf die Zusammensetzung nach mecha- nischen Gesetzen gerechnet. Daher weist dies auf einen Urheber außer ihm zurück, da hingegen das Naturpro- dukt fortdauernd sich selbst hervorbringt und eben dadurch erhält.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 78
Nota. - Was ich nicht zuvor schon als ein artikuliertes Ganzes von Mannigfaltigem aufgefasst habe, kann ich nicht nur nicht begreifen, sondern nicht einmal begreifen wollen. Und dazu musste ich die Mannigfaltigen auf etwas bezogen denken, das außerhalb ihrer gedacht ist. Ich kann es nur denken als seine Bestimmung, seinen Sinn, seinen Zweck. Bei den Naturgegenständen muss ich annehmen, dieser Zweck sei ihre Ganzheit selber; es ist sogar diese Annahme, um deretwillen ich sie als Natur gegenstände auffasse.
Das ist aber nicht ein primäres Prädikat, ohne dessen Voraussetzung ich sie gar nicht wahrnehmen könnte. Das liegt vielmehr daran, dass ich als ein wesentlich Handelnder alles Sein nur als Handlung und jede Realität nur als Wirkung anschauen kann. Den toten Begriff zieht die Reflexion erst nachträglich davon ab - doch ohne zu ver- säumen, sich immer noch als Tribut an die Anschauung einen Schöpfer dazu auszumalen.
JE
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.
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