Montag, 3. August 2015

Frei und bedingt notwendig.



Zuvörderst ist in der Philosophie die Rede von den mit dem Gefühl der Notwendigkeit begleiteten Vorstellungen. Da diese nun nicht wie im Dogmatismus durch eine Leiden, sondern aus einem Handeln der Freiheit erklärt werden soll, so würde dies ein notwendiges Handeln sein müssen; denn sonst würde es zu nichts helfen.

Anfangs zweifelt man, ob diese Vorstellungen Produkte einer Selbsttätigkeit sein können, weil man sich dieser Tätigkeit nicht bewusst ist; wenn die meisten Menschen von Tätigkeit, von Handeln hören, so verstehen sie darunter ein freies Handeln; aber es kann auch ein notwendiges Handeln geben. Ist aber ein notwendiges Handeln noch ein Handeln, und nicht vielmehr ein Leiden zu nennen? ...

Das notwendige Handeln ist nur unter der Bedingung eines freien Handelns notwendig, aber nicht überhaupt notwendig, sonst wäre es mit Leiden einerlei.

Das erste freie, unbedingte Handeln ist das Setzen des Ich durch sich selbst; aus diesem könnte ein anderes notwendig folgen; von diesem könnte man sagen, es sein notwendig, aber freilich nicht absolut, sondern bedingt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, II. Einleitung, Hamburg 1982, S. 19







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