So gewiss ich die Aufforderung begreife, finde ich mich als Subjekt,mit dem Prädikate der zu findenden Frei-heit. Was heißt das, ich finde mich? (Durch bloße Analyse muss die Notwendigkeit des Anknüpfens gezeigt werden.) Was müsste ich denn erkennen, um das sagen zu können?
Ichheit besteht in der absoluten Identität des Idealen und Realen,sie ist eine Existenz außer dem entstehenden Bewusstsein nur für den Philosophen; aber wie wird sie für das Ich, das wir konstruieren? Wie kommen wir da-zu, den absolut unmittelbaren, den ersten Punkt desselben aufzuzeigen?
Jetzt ist die Rede vom Formalen. Ich finde mich, heißt: Das Ideale und Reale wird gefunden als identisch. Oder: es erscheint mir im Denken ein Sein durchs Denken, und durchs Sein ein Denken; durchs Denken entsteht ein Sein heißt: ich denke, und es wird. Dadurch wird also der Wille ausgedrückt, der denn doch ein bloßes Denken ist, und in dem sich durch diese Synthesis des Denkens mit dem Sein das Denken in die Erscheinung des Wollens verwandelt.
Aus diesem hervorgebrachten Sein folgt ein anderes Denken. Ich nehme das Sein unmittelbar wahr, z. B. meine Hand bewegt sich, heißt: Ich denke meine Hand als bewegt und sie bewegt sich. – Ich will meine Hand bewe-gen: heißt, ich denke meine Hand als durch unmittelbare Wahrnehmung und Willkür bewegbar. Den Unter-schied dieser zwei Denkungsarten aufzuzeigen ist hier unser Zweck.
Worterklärungen des Willens sind bekannt genug, z. B. das Wollen ist Denken eines Zweckbegriffs; Denken eines objektiven Begriffs; das erste ist ideales, das letztere reales Denken. Das Denken des Zwecks ist Denken des Übergangs der Bestimmbarkeit zur Bestimmtheit; das Denken der Bestimmbarkeit ist ein Schweben zwi-schen mannigfaltigen entgegengesetzten Reflexionsmomenten.
Im Denken des Zwecks gehet man eben zum Denken des Bestimmten aus diesem Bestimmbaren über; es ist also das Denken des Zwecks ein freies Denken; die Bestimmbarkeit ist lediglich für mein Denken, und ihre Form ist ein unfixiertes Schweben zwischen mannigfaltigen Reflexionsmomenten; das Wollende ist auch das Denkende, durch welches zu-/erst dieses Schweben fixiert und in einem einzigen Punkt kontrahiert wird. Es wird zu einem bestimmten Denken übergegangen. Wird auf die Bestimmtheit abgesehen, so ist das Ich gebun-den, und es ist ein objektives Denken, mit dem ein Gefühl verbunden ist. Wird hingegen auf die Freiheit im Bestimmen gesehen, so erscheint es als ein Wollen. Das Denken eines Zwecks und das eines Objekts sind eigentlich dasselbe, nur von verschiedenen Seiten angesehen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 182f.
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