Montag, 29. Februar 2016

Das Vergangene bestimmt das Kommende.



Niemand wird sich des Sterbens noch des Geborenwerdens bewusst. Es gibt also keinen Moment des / An-fangens. Dieses synthetische Denken hat zwei Teile; welches ist nun das Verhältnis beider? Ersteres ist das Be-stimmte, letzteres das Bestimmende. Z. B. wie ist denn das Denken einer gegenwärtigen und einer abwesenden Sinnenvorstellung unterschieden, oder wie ist der gegenwärtige Moment von allen vorhergehenden verschie-den? Er ist bloß das Bestimmte, und der vergangene als bestimmend gedacht. Das Gegenwärtige wird bestim-mend werden, wenns einmal das Vergangene sein wird, aber von einer Zukunft weiß ich noch gar nichts, das Vorausgesetzte ist bestimmend und bestimmt.

So ist klar: Der Zweckbegriff soll sein ein Bestimmendes zum wirklichen Wollen, letzteres soll ein Bestimmtes sein, aber wohl kann es ein Bestimmendes werden, davon reden wir aber nicht. – Also der Zweckbegriff ist nichts Wirkliches, sondern bloß gesetzt, das Wollen zu erklären. Das Auswählen des Zweckbegriffs aus dem mannigfaltigen Möglichen wird als das Bestimmende gedacht.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 189f.



Nota. – So wird es klarer. Der Zweckbegriff wird nicht wirklich entworfen – aus gegebenem Material konstruiert –, sondern es wird gehandelt, als ob aus einem unendlichen Angebot von möglichen Zwecken dieser eine und einzige ausgewählt würde. Den Zweckbegriff 'gibt es' gar nicht, er ist bloß Noumenon und wird gedacht als ob. Tatsächlich wird bloß gehandelt.

Das wirft im Übrigen ein Licht auf Fichtes schwindelerregende Konstruktion eines vernünftigen Endzustandes, in dem 'alle möglichen vernünftigen Zwecke erfüllt' sein würden und der uns zum Glauben an eine göttliche Weltregierung befugte. Erstens sind 'alle möglichen (vernünftigen oder unvernünftigen) Zwecke' lediglich Nou-mena; hier sollen sie aber als realisiert gedacht werden. Und zweitens kann der Endzustand nicht wissen, wel-chen 'als-ob'-gesetzten Zweck das handelnde Ich in jedem Moment seiner realen Tätigkeit frei auswählen würde und wird. Es sei denn, F. hätte eine zweckmäßig wollende übergreifende überirdische Intelligenz heimlich be-reits voraus- und hintangesetzt; und so wird es wohl sein.
JE





Sonntag, 28. Februar 2016

Im Handeln ist die freie Tätigkeit gebunden; doch nur zum Teil.


Arnold Böcklin, Die Klage des Schäfers 1866

Welches ist nun der Charakter des Bestimmten als solches, wie ist von ihm das Bestimmbare unterschieden? Die reale Tätigkeit bestimmt sich zum Handeln, und diese [!] ist nicht anschaubar, sie ist nicht Etwas, nicht teilbar, sie ist absolut einfach. Das sonach, wozu sich das Ich durch Selbstaffektion bestimmt, müsste anschau-bar sein, das Handeln. 

Dies aber ist nicht möglich, wenn im Handeln der praktischen Tätigkeit die Freiheit nicht gebunden ist. Aber aufgehoben darf sie nicht werden, Tätigkeit muss sie sein und bleiben, sie müsste gebunden und auch nicht gebunden sein, beides müsste stattfinden.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 58



Nota. - Zur Erinnerung: 'Tätigkeit überhaupt' ist lediglich ein Noumenon; real ist Handeln, denn real wird die Tätigkeit, insofern sie auf einen Widerstand trifft. Der schränkt sie ein, aber das geschieht aus Freiheit, und sie führt über ihn hinaus..
JE




Samstag, 27. Februar 2016

Ich werde zu einem vernünftigen Wesen erst gemacht.


Ich werde zu einem vernünftigen Wesen in der Wirklichkeit, nicht dem Vermögen nach, erst gemacht. Wäre jene Handlung nicht geschehen, so wäre ich nie wirklich vernünftig geworden. Meine Vernünftigkeit hängt also ab von der Willkür, dem guten Willen eines Anderen, von dem Zufalle, und alle Vernünftigkeit hängt ab von dem Zufalle.

So kann es nicht sein: denn dann bin ich als Person zuerst doch nicht selbstständig, sondern nur ein Akzidens eines Anderen, welcher wieder ist ein Akzidens eines dritten, und so ins Unendliche.

Dieser Widerspruch lässt sich nicht anders heben aus durch die Voraussetzung, dass der Andere schon in jener ursprünglichen Einwirkung genötiget, als vernünftiges Wesen schopn genötiget, d. i. durch Konsequent verbunden sei, mich als ein vernünftiges Wesen zu behandeln; und zwar, dass er durch mich dazu genötiget sei; dass demnach schon jeses ursprüngliche Verhältnis eine Wechselwirkung sei.

Aber vor jener Einwirkung bin ich gar nicht Ich. Ich habe mich nicht gesetzt, denn das Setzen meiner selbst ist ja durch diese Einwirkung bedingt, nur durch sie möglich. Doch soll ich wirken. Ich soll sonach wirken, ohne zu wirken; wirken ohne Tätigkeit. 

Wir wollen sehen, wie sich dieses denken lasse.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 74







Freitag, 26. Februar 2016

Witz ist eine ernste Sache.


  

Witz ist eine sehr ernsthafte Sache. 
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J. G. Fichte, Erste Wissenschaftslehre von 1804, Stuttgart 1969, S. 8 









Donnerstag, 25. Februar 2016

Der Zweck wird nicht entworfen, sondern als entworfen vorausgesetzt.


Über die Reihe des idealen [Denkens]

Ich setze mich in jenem Denken des Synthetischen als entwerfend einen Zweckbegriff, dieses ist ein Denken, ich denke / mich also als denkend, wer denkt mich? Ich selbst im synthetischen Denken, dessen Gegenstand ein Wollen ist, wie verhält sich zu letztem das Denken eines Zweckbegriffs? Offenbar wie Bedingendes zu einem Bedingten, also es geht der Zeit nach vorher, das letztere steht zum ersten im Verhältnis der Dependenz. Ferner in diesem Entwerfen des Zweckbegriffs wird das Ich als denkend gedacht, was also dem Willen vorher-gehen soll, ist ein Denken, also das Denken meiner als wollend, und [um] es zu erklären, wird eine anderes Denken gesetzt, produziert. Es wird als Vorhergegangenes gedacht heißt: es wird nicht identisch mit ihm, son-dern abgesondert gedacht, als außer ihm liegend. – Weitere Erläuterung! Durch analytische Methode, indem wir auf das Denken als das Subjektive und dann auf das Denken als Objektives sehen.

Ad 1. Es ist ein synthetisches Denken, das sich selbst ein anderes entgegensetzt, wie das Denken des Zwecks allein (bei Kant gibt der Begriff die Synthesis, es sei, als wenn schon zwei zu Vereinigende da lägen; so hier nicht, sondern C ist, und in diesem C ist wieder A und B in der Vereinigung, welches wiederum erst durch Setzen des C entsteht, welches also offenbar Duplizität ist, teile eines ist, teils zweierlei ist.) Hier ist ein Be-wusstsein = C (das synthetische Denken [ist?] das Bestimmte in diesem Falle, das empirische Wollen), darin liegt das Entwerfen des Zweckbegriffs, es liegt darin ein Objekt, das durch meine Wollen bewerkstelligt werden soll, durch beider Vereinigung wird C ein Wollen, aber in der Vereinigung werden die wieder auch getrennt. Als A wird gesondert gesetzt, nun ist A ein Denken, ist dies vorhergegangen in irgendeinem Momente? Es wird also nur gesetzt als vorhergegangen, es ist bloße Produktion. –

Es gibt ein Denken, das nicht gedacht wird, sondern bloß gedacht wird, dass es gedacht wird, so hier: Der Zweck wird nicht entworfen, sondern gesetzt, dass er entworfen sei; also dieser erste Moment wird beim Knüpfen des Vernunftsystems vorausgesetzt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 188f.



Nota. – Bislang noch recht dunkel.
JE



Mittwoch, 24. Februar 2016

Im realen Bewusstsein sind Denken des Zwecks und Denken des Gegenstands dasselbe.


In der Aufforderung soll ich mich finden, so gewiss ich aufgefordert bin; aber unter welcher Gestalt finde ich mich?

In dem beschriebenen synthetischen Denken finde ich mich denkend einen Zweck, denkend einen durchs Denken desselben bewirktes Objekt, beides in demselben Momente, oder richtiger, in keinem Momente, außer aller Zeit. Wir haben also zwei äußere Glieder, in deren Mitte das synthetische Denken liegt und das Innere derselben ausmacht. Es wird sich finden, dass jedes von beiden wieder an ein Äußeres geknüpft wird und wir ein Fünffaches erhalten im Bewusstsein, also einen synthetischen Periodum, der immer fünffach ist. Wir haben hier den Vorteil von den Inneren heraus, nicht wie in der gedruckten Wissenschaftslehre von außen hinein [sic].

In dieser Synthesis liegt alles Denken darin, denn alles ist ein bestimmtes Selbstbewusstsein. Jedes synthetische Denken ist auch Analyse, wodurch es in die Zeit verstreut wird, und durch die Beziehung dieser Verhältnisse erhalte ich ein mannigfaltiges Denken, und nur dadurch auch ein Mannigfaltiges fürs Denken. Die gemeine Ansicht widerspricht zwar dieser Ansicht, weil man, um in der Zeit zu denken, schon in der Zeit sein müsse? Dies sagt aber ein Reflektierender; wenn er anders denken könnte, wären unsere Sätze unrichtig. Wir können doch aus der Form des Bewusstseins in der Erfahrung nicht herausgehen. 

Wir erhalten sonach eigentlich zwei Reihen neben einander.

1) Reihe des idealen Denkens, ausgehen vom Denken eines Zwecks.
2) des realen [Denkens], ausgehend vom Denken des Objekts unseres Willens.

Eine [sic] nicht ohne die andere, eins nur durch das andre möglich; aber hier im Philosophieren müssen wir sie einzeln denken.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 188




Dienstag, 23. Februar 2016

Mein Leib ist die Realität meiner Vermögen.



Wirken ohne zu wirken bedeutet ein bloßes Vermögen. Dieses bloße Vermögen soll wirken. Aber ein Vermögen ist nichts als ein idealer Begriff: und es wäre ein leerer Gedanke, einem solchen das ausschließende Prädikat der Realität, die Wirksamkeit, zuzuschreiben, ohne anzunehmen, dass es reali-/siert sei. –

Nun ist das ganze Vermögen der Person in der Sinnenwelt allerdings realisiert in dem Begriff ihres Leibes, der da ist, so gewiss die Person ist, der da fortdauert, so gewiss sie fortdauert, der ein vollendetes Ganzes materiel-ler Teile ist und demnach eine bestimmte ursprüngliche Gestalt hat, nach dem obigen. Mein Leib müsste also wirken, tätig sein, ohne dass ich durch ihn wirke.

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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 74f.







Montag, 22. Februar 2016

Von Begriffen ohne Handlung kann nicht die Rede sein.


Puvis de Chavannes, Inter Artes et Naturam  

Die ganze beschriebene Vereinigung der Begriffe war und ist möglich in und durch Handlungen. Die fortge-setzte Konsequenz ist daher auch nur in Handlungen: kann gefordert werden und wird nur gefordert für Handlungen. Die Handlungen gelten hier satt der Begriffe, und von Begriffen an sich, ohne Handlungen, ist nicht die Rede, weil von ihnen nicht die Rede  sein kann.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 48





Samstag, 20. Februar 2016

Wer hat den ersten Menschen erzogen?

Michelangelo

Der Mensch (so alle endliche Wesen überhaupt) wird nur unter Menschen ein Mensch; und da er nichts an-deres sein kann denn ein Mensch und gar nichts sein würde, wenn er dies nicht wäre – sollen überhaupt Menschen sein, so müssen mehrere sein. Dies ist nicht eine willkürlich angenommene, auf die bisherige Erfahrung oder auf andere Wahrscheinlichkeitsgründe aufgebaute Meinung, sondern ist eine aus dem Begriff des Menschen streng zu erweisende Wahrheit. Sobald man diesen Begriff vollkommen bestimmt, wird man von dem Denken eines Einzelnen aus getrieben zur Annahme eines zweiten, um den ersten erklären zu können. Der Begriff des Men-schen ist sonach gar nicht Begriff eines Einzelnen, denn ein solcher ist undenkbar, sondern der einer Gattung.

Die Aufforderung zur freien Selbsttätigkeit ist das, was man Erziehung nennt. Alle Individuen müssen zu Menschen erzogen werden, außerdem würden sie nicht Menschen. Es dringt sich hierbei jedem die Frage auf: Wenn es notwendig sein sollte, einen Ursprung des ganzen Menschengeschlechts und also ein erstes Men-schenpaar anzunehmen – und es ist dies auf einem gewissen Reflexionspunkt allerdings notwendig – , wer erzog denn das erste Menschenpaar? Erzogen mussten sie werden, denn der geführte Beweis ist allgemein. Ein Mensch könnte sie nicht erziehen, da sie die ersten Menschen sein sollen. Also ist es notwendig, dass sie ein anderes vernünftiges Wesen erzogen [habe], das kein Mensch war – es versteht sich, nur so weit, bis sie sich selbst unter einander erziehen konnten. Ein Geist nahm sich ihrer an; ganz / so, wie es eine alte ehrwürdige Urkunde vorstellt, welche überhaupt die tiefsinnigste, erhabenste Wahrheit enthält und Resultate aufstellt, zu denen alle Philosophie am Ende doch wieder zurückmuss.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 39f.


Nota. - Sonst in pädagogischen Dingen ein entschiedener Anhänger Rousseaus, stellt F. sich hier ebenso energisch auf den Standpunkt von dessen Widersacher Herder: 'Nur durch Erziehung wird der Mensch zum Menschen.' Es ist die Idee von einer zweiten, selbstgemachten Natur des Menschen, die seine erste, physische Natur überlagert und umgeprägt hat; und die allein die Eingangsthese rechtfertigen kann. Die aber lässt F. fort! In seinem Schwanken, ob wohl der Mensch seine Vernünftigkeit selbstgemacht, oder ob er die Vernunft von oben 'vernommen' habe, entscheidet er sich hier unmissverständlich für die kreationistische Antwort.

Wenn Fichte später sagt, "Aus nichts wird nichts", um die Ungewordenheit, Ewigkeit und Vorbestimmtheit der Vernunft zu erweisen, hat er sie freilich als Substanz ihrem Wirklichwerden vorausgesetzt. Doch kann sie ja in ihrer Wirklichkeit  nichts anderes sein als vernünftiges Handeln. Zu dem kann man nicht nur, sondern kann man allein sich selbst bestimmen; nicht bloß zum Handeln überhaupt, sondern gerade zu seiner Vernünftigkeit, so haben wir es von ihm gelernt. 
JE

Individuum bin ich im Gegensatz zu einem andern Vernunftwesen.


Lothar Sauer

Ich setze mich als Individuum im Gegensatz mit einem anderen bestimmten Individuum, indem ich mir eine Sphäre für meine Freiheit zuschreibe, von den anderen, und dem anderen eine zuschreiben, von der ich mich ausschließe – es versteht sich, lediglich im Denken eines Faktums und zufolge dieses Faktums. Ich habe mich als frei gesetzt, neben ihm und unbeschadet der Möglichkeit seiner Freiheit. Durch dieses Setzen meiner Frei-heit habe ich mich bestimmt. Das Freisein macht meinen wesentlichen Charakter aus. 
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 51



Nota.  Auch das Individuum ist in der Wissenschaftslehre nicht das, was in Biologie oder Psychologie so heißt. Es ist vielmehr das bestimmte einzelne vernünftige Wesen in seinem Verhältnis – und Gegensatz – zu den anderen vernünftigen Wesen. Was nicht zu seiner Vernünftigkeit gehört – Sinnlichkeit, Leidenschaft, Irrtum – , kommt noch nicht in Betracht.

Individuum im Sinne der Wissenschaftslehre ist derjenige, der auf dem Weg der Bestimmung seines Wollens in der Reihe all der andern vernünftigen Individuen schon ein gewisses Stück zurückgelegt hat. 

Und genau besehen ist vernünftig überhaupt erst seine Wechselwirkung mit jenen. 
JE



Freitag, 19. Februar 2016

Anerkennung geschieht allein durch Handeln.



II. Aber ich muss allen vernünftigen Wesen außer mir in allen mögliche Fällen anmuten, mich für ein vernünftiges Wesen anzuerkennen. 

/ Die Notwendigkeit dieser allgemeinen und durchgängigen Anmutung muss dargetan werden als Bedingung der Möglichkeit des Selbstbewusstseins. Aber es ist kein Selbstbewusstsein ohne Bewusstsein der Individualität, wie erwiesen worden. Es wäre jetzt nur noch zu erweisen, dass kein Bewusstsein der Individualität möglich sei ohne jene Anmutung, dass die letztere notwendig aus der ersteren folge. So wäre erwiesen, was erwiesen werden soll. 

A.

1) Ich setze mich im Gegensatz von C lediglich dadurch, dass ich mir ausschließend eine Sphäre für meine freie Wahl zuschreibe, die ich ihm abspreche, nach dem Begriffe der Individualität überhaupt. 

2) Ich setze mich als vernünftiges und freies Wesen im Gegensatz zu C lediglich dadurch, dass ich auch ihm Vernunft und Freiheit zuschreibe; mithin annehme, dass er in einer von der meinigen unterschiedenen Sphäre gleichfalls frei gewählt habe.

3) Ich nehme das alles aber nur dem zufolge an, dass er meiner eigenen Annahme nach in seiner Wahl, in der Sphäre seiner Freiheit, auf meine freie Wahl Rücksicht genommen; eine Sphäre für mich mit Zweck und Absicht offen gelassen [hat]; laut obiger Beweise. (Erst dem zufolge, dass ich ihn gesetzt als ein mich als vernünftiges Wesen Behandelndes, setze ich ihn überhaupt als vernünftiges Wesen. Von mir und meiner Behandlung geht mein ganzes Urteil über ihn aus, wie es in einem Systeme, das das Ich zur Grundlage hat, nicht anders sein konnte. Aus dieser bestimmten Äußerung seiner Vernunft und aus dieser allein schließe ich erst auf seine Vernünftigkeit überhaupt.)

4) Aber das Individuum C kann nicht auf die beschriebene Weise auf mich gehandelt haben, ohne wenigstens problematisch mich anerkannt zu haben; und ich kann es nicht als so handelnd setzen, ohne dies (dass es mich wenigstens problematisch anerkenne) zu setzen.

5) Alles Problematische wird kategorisch, wenn die Bedingung hinzukommt. Es ist teils überhaupt kategorisch, als / Satz; eine Bemerkung, die wichtig und dennoch oft übergangen ist; die Verbindung zwischen zwei Sätzen wird kategorisch behauptet; wird die Bedingung gegeben, so ist notwendig das Bedingte anzunehmen. Die Bedingung wat, das ich den Anderen als vernünftiges Wesen (für ihn und mich gültig) anerkennte, d. i.  dass ich ihn als ein solches behandelte - denn nur Handeln ist ein solches allgemeingültiges Anerkennen. Dies nun muss ich notwendig, so gewiss ich mich als vernünftiges Wesen ihm entgegensetze, - es versteht sich, in wiefern ich vernünftig, d. i. in meinen Erkenntnissen konsequent verfahre.

So gewiss ich ihn nun anerkenne, d. i. behandle, so gewiss ist er durch eine erst problematische Äußerung verbunden, durch theoretische Konsequenz genötigt, mich kategorisch anzuerkennen, und zwar gemeingültig, d. h. mich zu behandeln wie ein freies Wesen.

Es geschieht hier eine Vereinigung Entgegengesetzter in eins. Untere den gegenwärtigen Voraussetzungen liegt der Vereinigungspunkt beider in mir, in meinem Bewusstsein; und die Vereinigung ist bedingst dadurch, dass ich des Bewusstseins fähig bin. - Er, an seinem Teil, erfüllt die Besingung, unter der ich ihn anerkenne, und schreibt sie mir von seiner Seite vor. Ich tue von der meinigen die Bedingung hinzu - anerkenne ihn wirklich, und verbinde dadurch ihn zufolge der von ihm selbst aufgestellten Bedingung, mich kategorisch anzuerkennen; verbinde mich, zufolge der Anerkennung seiner, ihn gleichfalls so zu behandeln.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 45ff.


Nota. - Allgemeine Anerkennung geschieht durch allgemeines gegenseitiges Handeln = Verkehr. Dessen Ort ist Öffentlichkeit; deren Urform: der Markt.
JE





Donnerstag, 18. Februar 2016

Anerkennung ist der Punctum saliens der Vernunft.


germanische Ratsversammlung, Trajanssäule

Das Verhältnis freier Wesen zu einander ist demnach notwendig auf folgende Weise bestimmt und wird gesetzt als so bestimmt: Die Erkenntnis des Einen Individuums vom anderen ist bedingt dadurch, dass das andere ihn als ein freies behandele (d. i. seine Freiheit beschränke durch den Begriff der Freiheit des ersten). Diese Weise der Behandlung aber ist bedingt durch die Handelsweise des ersten gegen das andere; diese durch die Handels-weise und durch die Erkenntnis des anderen, und so ins Unendliche fort. Das Verhältnis freier Wesen zu ein-ander ist daher das Verhältnis einer Wechselwirkung durch Intelligenz und Freiheit. Keines kann das andere anerkennen, wenn nicht beide sich gegenseitig anerkennen; und keines kann das andere behandeln als ein freies Wesen, wenn nicht beide sich gegenseitig so behandeln.

Der aufgestellte Begriff ist höchst wichtig für unser Vorhaben, denn auf demselben beruht unsere ganze The-orie des Rechtes. Wir suchen ihn daher durch folgenden Syllogismus deutlicher und zugänglicher zu machen.

I. Ich kann einem bestimmten Vernunftwesen nur insofern anmuten, mich für ein vernünftiges Wesen anzuerkennen, inwiefern ich selbst es als ein solches behandele.

1) Das Bedingte in dem aufgestellten Satz ist

a. nicht, dass dasselbe an sich und abstrahiert von mir und meinem Bewusstsein, etwa vor seinem eigenen Ge-wissen (das gehört in die Moral) mich anerkenne, sondern dass es mich nach meinem und seinem Bewusstsein, syn-thetisch in Eins vereinigt, (nach einem uns gemeinschaftlichen Bewusstsein), dafür anerkenne, so dass ich ihn, so gewiss er für ein vernünftiges Wesen gelt-/ten will, nötigen könne, zuzugestehen, er habe gewusst, dass ich selbst auch eines bin.

b. nicht, dass ich überhaupt nachweisen könne, ich sei von vernünftigen Wesen überhaupt als ihresgleichen an-erkannt worden; sondern dass dieses bestimmte Individuum C mich dafür anerkannt habe.

2) Die Bedingung ist

a. nicht, dass ich etwa nur den Begriff von C als einem vernünftigen Wesen fasse, sondern dass ich wirklich in der Sinnenwelt handle. Der Begriff bleibt im Innersten meines Bewusstseins nur mir, nicht dem außer mir zugäng-lich. Nur Erfahrung gibt dem Individuum C etwas, und diese errege ich lediglich durch Handeln. Was ich den-ke, kann der andere nicht wissen.

b. nicht, dass ich nur dem gefassten Begriffe nicht entgegen handle, sondern dass ich ihm wirklich gemäß handle, mich wirklich auf eine Wechselwirkung mit C einlasse. Außerdem sind wir geschieden und sind gar nichts für einander.

3. Grund des Zusammenhanges.

a. Ohne eine Einwirkung auf ihn kann ich nicht wissen oder ihm nachweisen, dass er nur überhaupt eine Vor-stellung von mir, von meiner bloße Existenz habe. Gesetzt auch, ich erscheine als ein Objekt der Sinnenwelt und liege in der Sphäre der für ihn möglichen Erfahrungen, so bleibt doch immer die Frage: ob er auf mich reflektiert habe; und diese kann er lediglich sich selbst beantworten.

b. Ohne Handeln auf ihn nach dem Begriffe von ihm als vernünftigen Wesen kann ich ihm nicht nachweisen, dass er mich notwendig für ein vernünftiges Wesen hätte anerkennen müssen, so gewiss er selbst Vernunft hat. Denn jede Äußerung der Kraft kann von einer nach mechanischen Gesetzen wirkenden Naturmacht herkom-men; nur die Mäßigung der Kraft durch Begriffe ist untrügliches Kriterium der Vernunft und der Freiheit.

II. Aber ich muss allen vernünftigen Wesen außer mir in allen mögliche Fällen anmuten, mich für ein vernünftiges Wesen anzuerkennen.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 44f.



Nota. – Real ist Vernunft nur als das vernünftige Handeln vernünftiger Individuen: in actu. Als ruhender Zu-stand gedacht, wäre sie das Verhältnis allgemeiner gegenseitige Anerkennung; idealiter: die bürgerliche Gesell-schaft; wobei es ganz egal ist, was die Leute denken – es kommt einzig darauf an, wie sie handeln.
JE






Mittwoch, 17. Februar 2016

Spontaneität und Aufforderung von außen.


Chillida

Das Beschriebene ist nur ein Wollen, und eben in der Synthesis durch die Beziehung des Seins aufs Denken wird es Wollen. Das will dem Menschen auch nicht ein. Wenn man ihn fragen würde: Willst du oder kannst du wollen? Jeder wird sich alles entreißen lassen, nur seine Persönlichkeit nicht. Aber das Wollen ist doch nur Er-scheinung. Es ist genau das, was oben geschildert worden ist, die Identität von Sein und Denken, diese ganze Wechselwirkung – dies und nichts anderes ist das Wollen. Der Anfang und der eigentliche Mittelpunkt, an den das Übrige angeknüpft wird, ist Wollen. –

Aber haben wir uns nicht verirrt? Der Begriff der Aufforderung ist analysiert worden. Wir sind aber aufs Zweite gekommen, wir haben geredet von etwas Anderem. Aber wir haben gefunden: Der Begriff der Auffor-derung ist nicht das Erste, sondern das Wollen. Das Bewusstsein hebt von keinem Momente an, es ist Wollen. An diesen Moment des Willens wird durch die bloße Erscheinung das Übrige angeknüpft. 


Das Deliberieren herausgreifen kommt vor, aber es ist etwas zur wirkliche Bestimmung meiner selbst Hinzu-gesetztes, wobei das letztere dem Wollen vorangegangen sein soll. (Man könnte den Transzendentalen Idealis-mus einteilen in einen Idealismus des äußern und innern Sinnes oder des Raums un der Zeit.) Kurz, in dem Fortgange des Bewusstseins scheint uns das, das den Willen bedingt, in uns selbst zu liegen; bei dem Anfange der Individualität scheint dieses außer uns in einer fremden Vernunft zu liegen. 
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 187


Nota. – Diesen Abschnitt hat Krause mit Anmerkung überschrieben, und er klingt so, als habe ihn F., abwei-chend von seinem Vorlesungsmanuskript, auf dem Katheder extemporiert, denn die Formulierungen sind fahrig. Der Sache nach geht es um das Thema Aufforderung – Reihe vernünftiger Wesen – Anerkennung. In gewisser Weise ist es der problematischste Punkt der Wissenschaftslehre, nämlich der Widerspruch, dass 'die Vernunft' einerseits allezeit selbstgemacht ist – und von wem, wenn nicht von lebenden Menschen? –, andererseits das Indi-viduum zu einem solchen 
erst wird, indem es zu einem freien Handel aufgefordert ist – und von wem, wenn nicht von einem, der schon vernünftig ist?

Um dieses Problem schwankt Fichtes Auffassung von der Vernunft bis zum Atheismusstreit – an dessen Aus-gang er sich der dogmatischen Versuchung ergibt. (Für seine rationelle Auflösung war 'die Zeit noch nicht reif'.)
JE

Dienstag, 16. Februar 2016

Zeit und Bewusstsein sind durch einander.


Der Anfang alles Bewusstseins ist Analysis und Synthesis zugleich, und durch letzteres entsteht ein Mannig-faltiges. Ein erster Moment des Bewusstseins, der dafür erkannt wird, kann nicht sein, denn alles ist immer ein Stück. Ein Kind kommt in dem Moment X zum Bewusstsein, das wäre der erste Moment; es findet sich wol-lend, es kann dies nicht erklären ohne ein Moment Y vorauszusetzen; für Gott ist es der erste, aber nicht für das Kind. Dieses müsste wieder Z voraussetzen und so fort. 

Kein / Mensch weiß, wann er stirbt. Dies ist klar, wir denken immer mehr Zweckbegriffe. Aber kein Mensch hat auch gewusst, wann er anfange. – Das Bewusstsein ist überhaupt in keiner Zeit, nur sie hat Anfang und Ende; die ganze Zeit ist bloß Ansicht, die dadurch entsteht, dass wir ans erste angenommene Wollen ein ande-res als Erklärendes anknüpfen; und auch vorwärts etwas anknüpfen, was darauf folgen soll.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 186f.



Nota. - Dass auf Jetzt Nichts folgen soll, ist uns ebenso wenig vorstellbar, wie dass vor Jetzt Nichts gewesen sein könnte. Zeit ist nur im Bewusstsein, und im Bewusstsein ist Alles in der Zeit. 'Das Bewusstsein ist über-haupt in keiner Zeit'? Nur in der Zeit gibt es Bewusstsein, doch außer dem Bewusstsein ist keine Zeit, also kann es nicht darin sein. Ach, das ist ein Kreuz! Sie sind eben durch einander.
JE


Montag, 15. Februar 2016

Die Zeit entsteht durch das Unterscheiden von Ursache und Wirkung.



Zum Beispiel die Begebenheiten in der Welt hängen zusammen wie Ursache und Wirkung, zugegeben! In dem Begriffe der Kausalität liegt schlechthin keine Zeit, denn das Bewirkte ist absolut mit der Ursache zugleich; auch mechanisch gedacht. 

Denn entsteht denn eine Verknüpfung erst hinterher nach der Ursache? Nein, wenn der Finger ein-drückt, entsteht die Grube. Alles, was ist, ist Bewirktes der Ursache und gleichzeitig mit ihr. Was ist diese Ursache? wieder Bewirktes, und so fort in Ewigkeit. So entsteht keine Zeit, alles ist ein Schlag. 

Woher kommt denn also die Zeit, die wir denn doch wohl haben? Daher, wir können das Bewirkte und Bewirkende nicht auf einmal denken, man geht von einem zum andern fort, hier gibt das Den-ken die Zeit. Auch dies nicht einmal, sondern das ursprüngliche Anschauen des Denkens, eine Ana-lyse der gemachten Begriffe liefert die Zeitverhältnisse.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 186


Nota. - Durch die Unterscheidung von Ursachen und Wirkungen entstehen Vorher und Nahher. Zu einer Zeit gehörte jedoch auch eine Dauer. Die entsteht so nicht. JE

Sonntag, 14. Februar 2016

Nachtrag zur Zeit.

Raumzeit*

In den folgenden Lektionen wendet F. sich vom Thema Zeit ab. Er kehrt erst später wieder darauf zurück. Als Nachtrag zu meinem gestrigen Kommentar daher hier zunächst dies:

Nicht ein 'Faktum Zeit' muss die Wissenschaftslehre erklären, denn sie ist keins. Faktisch leben wir, wie wir seit hundert Jahren wissen, in einem Kontinuum, das wir erst in unserer Vorstellung in Raum und Zeit zerlegen. Wie diese Zerlegung möglich wurde, hat die Wissenschaftslehre zu rekonstruieren. Dass sie sich lebenspraktisch bewährt hat, ist offenkundig.




*) Die Raumzeit ist nicht anschaubar; darum ist die bildliche Darstellung 'zur Hälfte falsch'..

Samstag, 13. Februar 2016

Auf der Suche nach der zu findenden Zeit.



Alles mein Denken, durch das ich mich eigentlich konstruiere, ist das Denken eines Ichs, in dem ein Mannig-faltiges liegt, nämlich Zweckbegriff und Handeln. Dieses wird erstens durch mein Denken unterschieden, also zweitens dadurch in ein Verhältnis gesetzt, in welches? In das der Bestimmbarkeit und Bestimmtheit oder De-pendenz, id est das Verhältnis in der Zeit: Das Bestimmbare geht dem Bestimmten voraus, der Zweck-/begriff geht dem Wollen voraus. -

Ist wirklich erst Entschluss als Wille [aufzufassen]? Bedeutet wirklich Wahrheit vor der reinen Vernunft [sic], so ist die Antwort: Nein, Wollen und Deliberieren und das Verhältnis, in das ich sie setze, ist alles bloß Erschei-nung; mein Bewusstsein geht nicht aus von Wollen, Zweckbegriff und Wahrnehmung eines Objekts, sondern es geht von allen aus, ist alles,* in der Erfahrung erst trenne ich es.


Der einfache Lichtstrahl fällt in ein Prisma und liefert verschiedene Farben. Niemand sagt, der Lichtstrahl sei diese Farben, sondern er sei einfach und durchs Prisma zerstreut. So lässt man sich wohl auch gefallen, wenn man von der Idealität des Raumes redet, aber wenn man in die Zeit hereinkommt und einsehen soll, auch da ist ein einfacher Strahl, der in keiner Zeit ist, ist auch nur so ein Prisma, nämlich unser sinnliches Vorstellungsver-mögen, durch das die Ausdehnung in der Zeit entsteht. Allein dies muss man begreifen.

*) [eine einzige "Agilität"]
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 185f.


Nota. - Es ist nur zu gut vorstellbar, dass die Unsicherheit der Formulierungen auf die Irritation des mitschrei-benden Hörers zurückzuführen ist. F. wird sich bestimmter ausgedrückt haben. Ob es dabei besser verständlich war? – Für heute sei festgehalten: Die Wissenschaftslehre gibt ein Modell der Vernünftigkeit, das als solches außerhalb von Raum und Zeit liegt. Es soll aber das Schema der Vernünftigkeit von empirischen Menschen sein, die ihrerseits vor allem andern in Raum und Zeit sind. In die tatsächliche Vernünftigkeit lebender Menschen müssen Raum und Zeit also irgendwie hineinkommen können. Für den Raum hat F. das schon gezeigt (S. 110-119). Warten wir also die folgenden Lektionen ab, wie es ihm mit der Zeit gelingt.
JE






Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

Freitag, 12. Februar 2016

Wie die Zeit entsteht.



Wie verhält sich nun das entgegengesetzte Denken? Als Bestimmbares und Bestimmtes, aber dies gibt sukzes-sive Zeitreihe, also durch dieses Denken der Analysis in einem Moment entsteht erst die Zeit. Wir sehen also genetisch mit an, wie die Zeit entsteht, und dass sie ideal ist.

Dies gehet freilich schwer ein, dass wir uns erst in die Zeit hineindenken. Deswegen: Ich soll mich in die Zeit denken, dies kann ich ja nicht, ohne in der Zeit zu sein. Allein wenn man so sagt, hat man gar nicht von der Zeit abstrahiert, man denkt das oberste Denken in die Zeit, welches nicht recht ist, denn das Übersinnliche ist nicht in der Zeit, und eben deswegen können wir es nicht denken, sondern bloß daraus erklären; hier kanns aber überraschend jedem klar werden.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 185



Nota. - Lag die Unklarheit beim Vortragenden oder bei seinem mitschreibenden Hörer? Später werden wir er-fahren, eine Zeit entstünde erst durch das Schweben der Einbildungskraft während des Deliberierens: des Aus-suchens des Zweckbegriffs aus den mannigfaltigen Möglichkeiten bei der Bestimmung des Willens. Das hat nur sehr entfernte Ähnlichkeit mit dem Obigen. Sehen wir zu, wie er es daraus herleitet...
JE







Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Duplizität des Denkens, Subjektobjektivität, Reflexion; analytisch, synthetisch.



Es ist in mir ein erstes ursprüngliches Bewusstsein = A, dieses wird zufolge der Duplizität des Geistes doppelt / angesehen = B+C, aber C wird selbst wieder doppelt angesehen: A wäre die Masse des Denkens, die Synthe-sis (denn die Wissenschaftslehre stellt immer lautere Massen auf, in jedem Momente ist ein Mannigfaltiges) B soll sein das Denken meines Denkens, das mittelbare Bewusstsein meines Denkens. C soll sein das, dessen ich mir bewusst bin. Beide sind A; die Teilung kommt bloß von der ursprünglichen Duplizität, der Subjektobjektivi-tät.

C erscheint selbst doppelt, als ideales Denken eines Zwecks, reales Denken eines Objekt = X+Y. B ist in Be-zug auf C trennend, vereinigend beides. – A ist in Beziehung auf B und C auch trennend und vereinigend; wir haben also eine ganze Masse von Mannigfaltigem. Deswegen haben wir dieses Denken synthetisch genannt, das Ich wird zwischen beides hineingesetzt als vereinigend.

Allein dieses Denken muss sie erst verschieden darstellen, also auch analytisch sein. Die Analyse geschieht durch den Denkakt, der hypothetisch notwendig ist, selbst aber auf der Freiheit beruht. 
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 184f.