Sonntag, 22. Mai 2016

Eine "Philosophie der Postulate".



Ganz nahe verwandt und in demselben Gebiete liegt die Religionsphilosophie. Beide machen aus eine dritte Philosophie: / die Philosophie der Postulate, die Rechtsphilosophie des Postulats an die Freiheit, die Religionsphilosophie des Postulats der praktischen Philosophie an die theoretische, an die Natur, welche sich durch ein übersinnliches Gesetz dem Zweck der Moralität akkomodieren soll. Diese Postulate abzuleiten und zu erklären ist Wissenschaftslehre; aber die Anwendung derselben im Leben ist nicht mehr Wissenschaftslehre, sondern pragmatischer Teil der Philosophie, und gehört in die Pädagogik sensu latissimo.
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Wissenschaftslehre nova methodo, 
S. 242f.

Nota. - Ich muss zugeben, dass ich das nicht verstehe. Nicht nur, dass man die Berechtigung einer Religionsphilosophie wohl nur annehmen kann, wenn man selber einer religiösen Lehre anhängt, was aber nur ein Faktum wäre und kein philosophisches Thema; sondern dass darüber hinaus eine besondere Philosophie der Postulate nötig und möglich sei, die auf den Feldern, wie Gründe nicht mehr herzuleiten sind, dieselben in pragmatische Absicht ersetzen können. 

Das liegt daran, dass seine ganze Einteilung etwas Erzwungenes hat. Es folgt, als gewissermaßen unerledigter Rest, die Ästhetik, der er weiten Raum zugedacht hatte, ohne ihr doch einen Platz im System zuweisen zu können. Das ist aber keine beiläufige Ungenauigkeit, sondern ein wirklicher philosophischer Mangel.
JE

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