Montag, 9. Mai 2016

Was in der Intelligenz ist, ist Bild und nichts anderes.

Johannes Gump, Selbst

Das Ich der Wissenschaftslehre ist kein Spiegel, es ist ein Auge. Alles innere Geistige hat ein äußeres Bild. Wer das Ich nicht kennt, weiß auch nicht, was ein Auge ist. Nach der gewöhnlichen Ansicht kann das Auge nicht sehen, etwas durch das Auge [sehen] ist ein sich selbst abspiegelnder Spiegel; das Wesen des Auges ist: ein Bild für sich sein, und ein Bild für sich sein ist das Wesen der Intelligenz. Durch sein eignes Sehen wird das erst und das letzte sich zum Bilde. Auf dem Spiegel liegt das Bild, aber es sieht es nicht. Die Intelligenz wird sich zum Bilde. Was in der Intelligenz ist, ist Bild und nicht anderes.

Aber ein Bild bezieht sich auf ein Objekt. Wo ein Bild ist, muss etwas sein, das abgebildet wird. So ist auch die ideale Tätigkeit geschildert worden, als ein Nachmachen, ein Nachbilden. Wird ein Bewusstsein angenommen, so wird auch ein Objekt desselben angenommen. Dies kann nur Handeln des Ich sein, denn alles Handeln des Ich ist nur unmittelbar anschaubar, alles andere nur mittelbar. Wir sehen alles in uns, wir sehen nur uns, nur als handelnd, nur als übergehend vom Bestimmbaren zum Bestimmten.

Das Ich ist weder Intelligenz noch praktisches Vermögen, sondern beides zugleich. Wollen wir das Ich fassen, so müssen wir beides fassen; beide getrennt sind gar nichts.

In das praktische Ich ist nun alles hineingelegt; Praxis und Anschauung dazu. Wir haben nun ein reelles Ich und die bloße Idee. Wir müssen von Realität ausgehen [sic], wir sehen von nun an einem wirklichen Handeln zu eines wirklichen Ich. Es ist ein wirkliches Faktum da, das Ich bestimmt sich selbst ver-/möge seines Begriffs. Es ist ihm zugeschrieben praktisches Vermögen und Intelligenz.
______________________________________ 
Wissenschaftslehre nova methodo, S. 54f.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen