Montag, 23. Januar 2017
Die Reflexion ist lediglich ein synthetisches Vermögen.
γ. Woher nun die verschiedenen Rücksichten desselben Substrats X? Sie müssen aus Gesetzen des Denkens hervorgehen, wenn die Philosphie transzendental sein soll. Mithin bleibt die Fragen: Woher die doppelte An- sicht von X aus den Gesetzen des Denkens?
δ. Sie ist eine ursprüngliche, keine erworbene; aber das einzige Ursprüngliche ist der reine Wille. Es müsste sonach eine doppelte Ansicht des reinen Willens selbst geben - eine solche ist oben aufgezeigt worden. Im reinen Willen liegt Wollen, Kraft und Beschränktheit; wenn es nun diese doppelte Ansicht wäre, worauf sich die Reflexion auf den bestimmten Zustand gründete, so müsste in dieser Reflexion das Wollen und die Be-//163// schränktheit vereinigt sein. Es müsste möglich sein, dasselbe X meines Zustandes in demselben Momente als seiend und nichtseiend, als völlig entgegengesetzt anzuschauen, doch so, dass eins ohne das andre nicht mög- lich wäre.
Es kann nur auf eine Begrenztes reflektiert werden, wo soll dies herkommen? Die Schwierigkeit ist die: wo im ursprünglichen Objekte der Reflexion, im reinen Willen ein Mannigfaltiges sein könne. Wir haben die bestimm- te Antwort: Es ist ursprünglich auch Begrenztheit, so ursprünglich wie der reine Wille selbst, auf diese Be- grenztheit wird der reine Wille auf mannigfaltige Weise bezogen, und in dieser Beziehung wird er selbst ein Mannigfaltiges.
Die Sache der Reflexion ist lediglich diese Beziehung auf diese Synthesis. Sie kann nun geschehen oder nicht, so oder anders, und so ist der oben aufgestellte Satz: Ich bin frei, in dem Mannigfaltigen zu reflektieren, auf wel- ches ich will, verständlich. Durch diese Reflexion wird der wille auf die Begrenztheit bezogen, auf mannigfaltige Weise, und ihr entstehen die mannigfalitgen Objekte. Die Reflexion ist lediglich ein synthetisches Vermögen.
Dies ist ein wichtiger Satz für das Ganze. Alles empirische Wllen, Denken etc. beruht auf dieser Synthesis des reinen Wollens und der ursprünglichen Beschränktheit. Beides ist dem empirischen Bewusstsein gegeben, vor allem Bewusstsein da; aber die Synthesis ist nicht ursprünglich, sondern hängt von der Reflexion ab.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 162f.
Nota. - Die Reflexion bringt nichts Neues hervor, sie ist lediglich synthetisch und fügt zusammen, was in irgendeiner Hinsicht ursprünglich zusammen war. (Produktiv ist die Einbildungskraft, sie ist real; was sie hervorbringt, kann analysiert und wieder zusammengefügt werden.)
Dass Beschränktheit des reinen (!) Willens ursprünglich da sein muss, damit die Philosophie transzendental bleiben kann, beweist aber nicht, dass sie wirklich da ist. Wir wollen hoffen, dass er uns auch das noch de- monstriert, sonst möchte die Philosophie womöglich aufhören, transzendental zu sein, und wir hätten us vergeblich angestrengt.
JE
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