Donnerstag, 26. Januar 2017

Keine Reflexion ohne Gefühl et vice versa.



 //165// Kant hat die Frage, wie unsere Wirksamkeit möglich sei, auch beantwortet: "Das Begehrungsvermögen ist das Vermögen, durch einen Begriff Ursache von einem Objekte zu werden." Er hat aber nicht gesagt, woher es kommt.

Dozent nimmt Begehren in einem andren Sinne und setzt es dem Wollen entgegen als das bloß ideale Denken des Wollens. Bei Kant aber ist das Begehrungsvermögen der genetische Begriff des Wollens und der Willkür.

4) Ich, das Reflektierende, beschreibe innerlich, was ich äußerlich nicht kann, und danach wird erst für mich eine Wahrnehmung. Wie erhalte ich nun diese Erkenntnis des Nichtkönnens? Dies weiß ich durch Gefühl. Aber woher kommt denn das Gefühl? Gefühl ist Affektion meiner selbst, aber nicht in der Zeit. Es sind nicht Dinge, die in diesem Momente so und in einem andern wieder anders einwirken; dies wäre transzendent. Das Gefühl oder das Gefühlsvermögen ist die unmittelbare Beziehung der Beschränktheit unseres Willens auf die Reflexion. 

Der Wille ist ursprünglich beschränkt, und dadurch wird er ein Wille. Diese Beschränktheit ist aber nicht für das Ich, und das Ich ist nicht für sich, das Ganze Idee [sic].  Jetzt aber tritt Reflexion ein, und zwar die absolut freie Reflecxion, diese strebt, auf den Willen in der Totalität in beiden oben angegebenen Richtungen zu reflektieren. Dies kann sie aber nur in der einen Rücksicht, im inneren Organ, beschreiben. Die Reflexion ist das in der Zeit Beschränkte, und die unmittelbare Äußerung dieser Beschränktheit ist das Gefühl.

Ich fühle, in wiefern ich empirisch bin. Das, was nur empirisch sein kann, ist das Reflexionsvermögen, das in der Zeit beschränkt ist. Das ursprünglich Beschränkte ist der Wille, folglich müsste die Reflexion auf den Willen beschränkt sein.

Keine Reflexion ohne Gefühl et vice versa, denn durch das Gefühl gibt das Ich der Beschränktheit Etwas hin.


Der Satz war schon oben da in einem anderen Sinne, im Verhältnis der Dependenz, hier im Verhältnis der Wechselwirkung.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 165
 



Nota. - Hier haben wir es endlich, das oben so schmerzlich vermisste "intellektuelle Gefühl"! Das heißt - wir haben das; was er meint. Einsichtig wird es mir jedenfals dadurch noch nicht. Zwar kann ich verstehen, dass meine Tätigkeit durch die Reflexion in die Zeit fällt und dadurch empirisch wird. Aber dass sich ipso facto daraus ein 'Gefühl' ergäbe, das mit hören, riechen, sehen und schmecken vergleichbar wäre oder gar mit dem Schmerz, wird mir dabei kein bisschen plausibler.


Nota II. - Ich glaube fast, unter 'Gefühl' versteht er bloß das Bemerken der Willensanstrengung in dem Moment, wo ich meine Aufmksamkeit auf etwas richte.  
JE



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