Samstag, 14. Januar 2017

Sobald ich auf mein reines Wollen reflektiere, fällt es in die Zeit und wird empirisch.



B) In dieser freien und absolut höchsten Reflexion erscheine ich mir als wollend. Diese Reflexion erscheint mir nicht als solche, sondern als Wille. 

Oben wurde gesagt: Das Objekt der sinnlichen Wahrnehmung müsste uns vorkommen als etwas unabhängig von unserer Reflexion Vorhandenes. Hier ists gerade umgekehrt. Hier wird die Reflexion als solche nicht ge- setzt noch von ihrem Objekte abgesondert gedacht; sonach erscheint hier nur das Objekt, und zwar als Teil meines Zustands, also als Teil meines reinen Wollens. Es kommt sonach vor ein Wille und nichts //158// anderes, also ich finde ein reines Wollen; dies ist nun völlig das oben beschriebene reine Wollen selbst.

Resultat: An sich, das heißt, wenn das Bewusstsein vom transzendentalen Gesichtspunkt völlig erklärt wird, will ich nicht in der Zeit und mein Wille ist nichts Empirisches, wohl aber reflektiere ich in der Zeit auf meinen reinen Willen, und zwar mit absoluter Freiheit in Absicht auf die Folge in diesem Willen, und diese Reflexion selber wird mir zum empirischen Wollen in der Zeit.

Jene freie Reflexion ist bestimmt das, was man Freiheit der Willkür, auch Freiheit der Wahl nennt. Sie ist etwas selbst durch das Denken Hervorgebrachtes, aber ein notwendiger Gedanke. Man muss sie daher  nicht für eine Täuschung erklären oder darüber hinausgehen wollen, weil man über dien Gesetze des Denkens nicht hinaus- gehen kann.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 157f.
 



Nota. - Verstehe ich das richitg? An sich ist mein Wille rein. Aber sobald ich auf ihn reflektiere, fällt er in die Zeit, und meine Reflexion ist absolut frei in Hinblick auf die Wahl der erwünschten Folge. Es ist diese Wahl, die meinen Willen zu einem empirischen macht. Muss ich etwas wählen? Ich bin doch frei! Kann ich das Wählen unterlassen?

Nota II. - Doch dies ändert sich dadurch nicht: Das Ich, von dem hier die Rede ist, ist ein Noumenon, ein ledig- lich meiner empirischen Person als deren Sinn Hinzugedachtes. Ich muss nicht klären, wie meine empirische Per- son zu einem noumenalen Ich wurde - das hat die Wissenschaftslehre bereits in ihrem ersten Gang besorgt. Jetzt muss ich einsehen können, wie es möglich wäre, dass ein solches als rein Gedachtes empirisch wird.
JE







Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE.

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