Donnerstag, 15. September 2016

Angeschaut wird immer nur das Gefühl meiner Beschränktheit - und so wird ein Objekt möglich.


Chaplin, Modern Times

In der Anschauung bin ich nicht das Angeschaute, nicht das Objekt, sondern das Subjekt der Anschauung. Das Anschauen [ist], im Gegensatz mit dem Gefühl,  Tätigkeit. Mit dem Anschauen ist Selbstgefühl verknüpft. Im Anschauen fühle ich mich als tätig. Was ist nun das Objekt? Es ist nichts anderes als das Gefühl selbst, das Gefühl meiner Beschränktheit. Aber diese Beschränktheit wird nicht gesetzt als die meinige. Das Objekt wird gesetzt außer mir, NichtIch; es ist entge-//82//gengesetzt dem Ich, aber auf dieses Entgegengesetzte wird nicht gemerkt, es wird nicht auf mich bezogen.

Oben wurde gesagt: Gegebensein des Stoffs für das ganze Ich ist Unsinn. Dem Ich kann nichts gegeben wer- den, es hat kein Glied, an welches das Gegebene angeknüpft werden könnte.

Wenn es nuun doch etwas geben soll für das Ich, so müsste es außer der allgemeinen Sphäre, in die es sich ver- schließt, noch eine engere haben. Das Vermögen, für welches etwas da ist, ist die Intelligenz. Diese setzt sich hintennach besonders als Ich. Die ganze Welt ist in unserer allgemeinen Sphäre, man muss ich diese eine klei- nere setzen; Wenn diese nun für das Ich angesehen wird, so gibt es etwas, was außer dem Ich ist.

Eine solche engeere Sphäre wird nun hier nachgewiesen. In der Anschauung fühlt das Ich sich nur als tätig; das Leiden des Ich wird ausgeschlossen, und so wird ein Objekt möglich.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 81



Nota. - Nie zu vergessen: Die Eingangsfrage war ja die: Wie kommen wir zu der Annahme, dass unseren Vor- stellungen etwas außer uns entspricht? Das ist der Terminus ad quem. Terminus a quo ist: Im Bewusstsein ist nichts als Vorstellungen, oder: Ins Ich kommt nichts, als was es in sich setzt. Dieses muss aus jenem hergeleitet, jenes muss auf dieses hingeführt werden. Der Gang ist durch beide entgegengesetzte Prämissen vorgeschrie- ben, er ist lediglich aufzusuchen - allerdings nicht so, wie er aus Begriffen definiert, sondern wie er in der Vor- stellung wirklich hervorgebracht werden könnte.
JE


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