Samstag, 3. September 2016

Ich fühle nicht etwas, sondern ich fühle mich.


W. Busch, Autsch, mein Bein...

//71// Dadurch wird nun dem Dogmatismus aller Vorwand benommen. Selbst die Gefühle können nicht von außen in uns hineinkommen, sie wären nichts für uns, wenn sie nicht in uns wären. Soll es Gefühle für uns geben, so wird das System aller Gefühle a priori vorausgesetzt.

7. Das System der Sensibilität als solches wird nicht gefühlt, jedes Gefühl, das bekannt sein soll, muss vorkom-men als ein besonderes. Für die Möglichkeit des Zweckbegriffs müssen daher schon mehrere Gefühle da sein, es muss schon etwas wirklich gefühlt worden sein. Z. B. ein besonderer Geruch und Geschmack, den ich noch nicht hatte, kommt vor als ein besonderer; wenn dieser Geruch oder Geschmack mir nicht vorgekommen wä-re, so hätte ich ihn nicht ausdenken können, indem ich in das System der Gefühle hineingegangen wäre. Er liegt im System, soll er aber für mich vorkommen, so muss er besonders vorkommen.

Wie kann nun das Gefühl Gegenstand eines Begriffs werden? Bei der Anschauung wird eine Realität voraus-gesetzt, aber beim Fühlen nicht, das Fühlen ist selbst die Realität, die vorkommt. Ich fühle nicht etwas, sondern ich fühle mich. -

Welches ist nun der Übergang vom Gefühl zur Anschauung? Ich kann kein Gefühl anschauen, außer in mir. Soll ich ein Gefühl anschauen, so muss ich doch fühlend sein. Es wird schlechthin reflektiert. Das Ich erhebt durch eine neue Reflexion, die mit absoluter Freiheit geschieht, sich über sich selbst, sich, das Anschauende, über sich, in wiefern es fühlend wird, es wird dadurch selbstständig.

Woher nun der Stoff für die freie Wahl komme, ist erörtert worden
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 71




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