Donnerstag, 29. September 2016

Das Ich dauert in allen Gefühlen fort; es wird angeschaut als Leib.



Das Ganze ist nichts als Verhältnis, und doch soll Etwas werden; dies liegt in der Natur der idealen Tätigkeit, und dieser ihr produktives Vermögen zu erörtern ist unser vorzüglichstes Geschäfte, z. B. dass Matereie im Raum ausgedehnt sei und dass dieses nichts sei als ein Verhältnis auf unsere Empfindung.

Hier sind wir beim Entstehungsorte des Systems unserer Sensibilität für uns, und unsere gegenwärtige Voraus- setzung, dass unsere Gefühle angeschaut werden, erklärt dieses System der Sensibilität, so wie dieses unsere Vorussetzuung unterstützt.

Eine Veränderung von A zu B wird angeschaut, ist also ein Bestimmtes, aber dies ist nichts ohne Bestimmba- res. Also keine Veränderung lässt sich anschauen ohne Veränderlichkeit; soll aber diese etwas für uns sein, so kann sie nur sein eine Zusammensetzung aus der Anschauung mehrerer Veränderungen.

Diese besondere und von der vorigen Paragraphen aufgstellten verschiedene Anschauung heiße X, sie ist nicht Anschauung überhaupt, sondern die Anschauung eines Übergehens.

So gewiss angeschaut wird, schwebt dem Anschauenden ein Objekt vor, welches sein Objektives davon erhält, dass die Anschauung darauf bezogen wird. Diese Veränderlichkeit wird also hier schon zu einem Etwas, weil seine Anschauung darauf geht. (Das System unserer Veränderlichkeit ist unser Leib. Dieser ist ja Etwas, soll ausgedehnt sein im Raume; dies wird er lediglich durch die Anschauung.) Die Anschauung X ist eine Anschau- ung des Ich selbst. Es wäre nun das Fühlende im System der Sensibilität erschöpft; das Ich dauert in allen Ge- fühlen fort, X wäre die Anschauung des Ich, in dieser Anschauung fände es sich selbst als Objekt.
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Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 90


 
Nota. -  Für uns selbst sind wir Ich zu allererst als Leib - das ist doch einfach, wozu all die dialektischen Um- stände? Eben darum: Er ist nicht 'sein' Leib, nicht reale Dualität, sondern im Leib schaut das Ich sich selbst an. Aus der Vorstellung treten wir an keine Stelle heraus.

Darum ist der Satz, das Ganze sei nichts als ein Verhältnis, nicht ontologisch zu verstehen wie bei Aristoteles, wo es 'mehr' sein soll als die 'Summe seiner Teile'; denn dieser Satz ist nicht vorstellbar, er müsste geglaubt wer- den, und das kommt für den Transzendentalphilosophen nicht in Frage.
JE

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