Mittwoch, 21. September 2016

Das absolute Objekt der idealen Tätigkeit.



Das Objekt der vorbeschriebnen Anschauung ist ein Begrenzendes, ein Seiendes, aber durch ein Sein wird ein anderes verneint. Ein Begrenzendes nicht ohne Begrenzung, ein Sein nicht ohne etwas, das durch das Sein aughoben wird.

Der eigentliche Charakter der Anschauung kann nicht aufgehoben werden; wir haben aber einen Hang, ihn aufzuheben, weil im gemeinen Bewusstsein nie Anschauung, sondern immer Begriffe vorkommen.


Das, was durch das Sein des Objekts aufgehoben wird, ist nicht Tätigkeit des Ich. In der Anschauung wird kein Ich gesetzt; das Ich verschwindet im Objekte. Die Anschauung geht auf das Objekt, das, was durch das Seiende ausgeschlossen //85// wird, ist auch ein Objekt, es ist das Ideal als solches Objekt der Anschauung.

Das Objekt der erstbeschriebnen Anschauung ist ein Begrenzendes, Begrenztheit des Ich, aber qualis talis kann sie nicht gesetzt werden, das Ich kommt nicht in der Anschauung vor. Es ist also etwas der Anschauung Vorschwebendes, ein bloßes Objekt ohne Subjekt. Diesem soll etwas entgegengesetzt werden, welches dasselbe negiert, dies ist also Objekt in der höchsten Bedeutung; etwas, worauf die ideale Tätigkeit sich bezieht, das aber nichts ist, woraus das Streben erklärt werden soll. Dies ist das Ideal.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 84f.  


Nota I. - Im gemeinen Bewusstsein kommen nur Begriffe vor, nicht aber die Anschauungen, die ihnen zu Grunde liegen. Das ist nun das primäre Spezifikum der Wissenschaftslehre: dass sie auf die Anschauung geht und nicht auf die Begriffe. Das macht das grundlegend Kritische daran aus.

Doch das gemeine Denken bestimmt bis heute die Schulphilosophie. Wo über Fichte geschrieben wird, geschieht es - sei es zustimmend, sei es ablehnend - so, als habe er seine Philosophie aus Begriffen konstruiert und als dürfe man ihn mit einem Kant oder Hegel vergleichen. Es ist gut, dass er an dieser Stelle den Unterschied deutlich ausspricht, aber viel nützen wird es nicht.

Nota II. - Ein sachlich Neues ist in diesem Absatz die Idee eines absoluten Objekts der Anschauung, auf das die ideale Tätigkeit abzielt, das sie aber nicht begründet; nicht begründen muss, weil sie in der Freiheit schon immer selbstbegründet ist. Die Freiheit gibt die Kraft, die Richtung weist das Absolute - das Wahre, Unbedingte, Zweck der Zwecke.

JE


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