Mittwoch, 7. September 2016

Die eigentliche Objektivität deduzieren.


Ferdinand du Puigaudeau, Schattenspiel

§ 7

Die Hauptfrage ist: Wie kann das Ich, da alles sein Bewusstsein Bewusstsein freier Tätigkeit ist, sich seiner freien Tätigkeit bewusst werden. -

Wir wisse, das ich muss vor allen Dingen sich einen Begriff seiner Tätigkeit entwerfen, einen Zweckbegriff; es muss ihm ein Mannigfaltiges für die Wahl durch Freiheit gegeben werden, dies wird ihm gegeben im Gefühl. Wir hätten dem-//77//nach den materialen Teil der Frage beantwortet, nämlich dem Ich einen Stoff gegeben, aus dem es seinen Begriff entwirft. Aber der formale Teil der Frage ist noch nicht beantwortet. Wie setzt das Ich aus dem Mannigfaltigen des Gefühls den Zweckbegriff zusammen?

1) Das für die Selbstbestimmung entworfene und zu entwerfenden ist ein Begriff, sonach Objekt der idealen oder anschauenden Tätigkeit. Nun ist es der Charakter der idealen Tätigkeit, dass ihr ein von ihr unabhängiges Vorhandensein außer ihr gegeben werde; und dadurch unterscheidet sie sich vom Gefühle, in welchem Ideales und Reales eins ist. Die ideale Tätigkeit hat notwendig ein Objekt außer sich, das sie fixiert. Hier ist die Rede von einem Zweckbegriffe, hier soll das Objekt nicht gegenwärtig, in dem der Begriff entworfen wird, existieren, aber es soll doch sein etwas existieren Könnendes und zufolge des Zweckbegriffs auch existieren Sollendes. Man abstrahiere auch davon, so bleibt doch immer noch ein Objekt der Vorstellung. Wir haben hier die eigentliche Objektivität zu deduzieren.

Nach Reinhold kommt im Bewusstsein vor Subjekt, Objekt und Vorstellung. Die letztere kommt erst im Bewusstsein vor, wenn von neuem reflektiert wird. Aber Subjekt und Objekt sind nun verschieden, sowohl beim Wirklichen oder beim Erdichteten wird das Objekt des Denkens vom Subjekt des Denkens unterschieden. Dieser allgemeine Begriff des Objekts soll hier bemerkt werden. - Dies ist nun die Anschauung des Satzes, der oben da war: Der idealen Tätigkeit muss immer etwas Reales entgegengesetzt werden, sonst ist die Anschauung nicht möglich.

Dieser soeben geschilderte Charakter des Objekts muss dem zu entwerfenden Begriff zukommen.

2) Der Stoff, aus welchem das ideal Tätige seinen Bgeriff zusammensetzt, soll das Mannigfaltige des Gefühls sein. Aber das Gefühl ist nichts Objektives, es ist nichts, das begriffen wird. Fühlen und Begreifen sind einander entgegengesetzt. Im Begriff oder in de Anschauung muss außer einander liegen, was im Gefühl eins ist. Unsere Aufgabe ist nun: Wie mag das, was Sache des Gefühl ist, Objekt einer Anschauung oder des Begreifens werden können?
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 76f.



Nota. - Das ist der Stein des Weisen, den er uns hier zu enthüllen verspricht: Wie wird aus Sinnlichem ein Geist? Wie wird aus Singulärem ein Bezügliches, ein Geltendes? -

Sie haben es wohl schon bemerkt, ich habe meine Kommentare bislang immer niedergeschrieben, sobald ich den kommentierten Abschnitt übertragen hatte. Es war der Test, ob ich es verstanden hatte, und der ist unterschiedlich ausgefallen. Heute aber verzichte ich auf diese Übung und verweise Sie und mich auf die Fortsetzung!
JE


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