Samstag, 3. September 2016

Sensibilität als ein System - als ein Bestimmbares.


Roesch, Mückenbüble

Es wird bei dieser Erklärung angenommen ein System der Sensibilität überhaupt, welches schlechthin vor aller Erfahrung da sei soll, welches System aber nicht als solches unmittelbar gefühlt wird, sondern vermittels dessen und in Beziehung auf dasselbe alles Besondere gefühlt wird, was gefühlt werden mag. Das Besondere ist eine Veränderung des gleichmäßigen fortdauernden Zustands des ersten.

Dass dieses Gefühl der Sensibilität nicht gefühlt wird, kommt daher: Die Sensibilität ist nichts Bestimmtes, sondern ein Bestimmbares; würde sie also nicht verändert, so würde nicht gefühlt. Man denke sich das bloße Fühlen als ideale Tätigkeit, dann steht es unter dem Gesetze der idealen Tätigkeit, welche nur im Übergehen vom Bestimmbaren zum Bestimmten etwas sein könne. So ists hier: Das besondere Gefühl ist ein Bestimmtes, als solches kann es nur vorkommen, wenn es auf ein Bestimmbares bezogen wird, und dies ist das System der Sensibilität.  Sonach geschieht die Vergleichung der Gefühle nur mittelbar, jedes bestimmte Gefühl wird an das ganze System gehalten.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 70



Nota. - "Man denke sich das bloße Fühlen als ideale Tätigkeit..." - das klingt ein wenig überraschend. Ist das Fühlen nicht das Realste, 'Materialste'? - Reale und ideale Tätigkeit sind nicht zwei verschiedene, womöglich voneinander unabhängige Vermögen. Das Vermögen ist nur eines; lediglich je 'ein Quantum' geht auf den Widerstand selbst, das je andere Quantum auf das Fühlen des Widerstands, das eine Synthesis von Tätigkeit und Leiden ist. 

Es geht in der WL nie darum, was dieses oder jenes 'ist', sondern welche Stelle es im genetischen Prozess der Bewusstwerdung von diesem oder jenem Gesichtspunkt aus jeweils einnimmt. So erscheint, was eben noch ideale Tätigkeit war, auf der nächsten Reflexionsstufe selber als ein Reales, das Gegenstand der Anschauung wird.
JE




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