Mittwoch, 17. Oktober 2018

Das ganze System der Sensibilität.

F. Liebermann, Faun

3. Man sehe die Vereinigung an als die Vereinigung der entgegengesetzten Gefühle A und B oder als entgegenge-setzter Zustände an [sic]. Das ganze System der Sensibilität kann nicht gefühlt werden, denn sie [sic] ist nichts Posi- tives, sondern lediglich ein Verhältnis. Aber schon oben haben wir gefunden, dass die Tätigkeit des Ich nur ange- schaut werden kann als ein Übergehen vom Bestimmbaren zum Bestimmten. Man kann daher auch sagen, in Ab- sicht des Ich ist nichts anschaubar als das Übergehen. Also jenes Übergehen, das nicht gefühlt werden kann, da es nichts Positives ist, müsste etwa amgeschut werden. Wir wissen aber noch nicht, wie oder ob eine solche Anschau- ung möglich sei. Wir wissen nur, dass sie nicht gefühlt werden könne. Doch aber muss, wenn ein Übergang da sein soll, dieser für das Ich da sein. 

Wir wollen vorläufig die [Aufgabe] genauer bestimmen. Es war oben und hier wieder die Rede von einem System der Sensi-//90//bilität überhaupt. Was ist nun dies? Die Gefühle selbst sind es nicht, denn sie sollen ja von ihm un- terschieden und für das Ich erst möglich werden durch den Unterschied von und die Beziehung auf das System. Dieses System wäre also die Veränderlichkeit oder Affektibilität des Ich, und zwar als System, als etwas Erschöpf- tes, Ganzes, die ideale Tätigkeit Bindendes; die Summe der möglichen Veränderungen der Form nach, abstrahiert von allem Gehalte (das wird werden unser Leib als das System der Affektibilität und Spontaneität; von der erste- ren ist hier nur die Rede).
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 89f.
  



Nota. - Es wurde behauptet, aus dem Widerstand des Nichtich gegen die Tätigkeit des Ich entstünde ein Gefühl, und das Gefühl werde vom (ungebundenen, idealen) Teil der Tätigkeit angeschaut. - So in abstracto. Das heißt aber nicht, ein jedes einzelnes Gefühl werde in concreto einzeln angeschaut. Angeschaut wird der Gesamtzustand des sensiblen Systems, der ein Verhältnis vieler Gefühle zu einander ist.  

Er wird angeschaut in seiner Veränderlichkeit, und der Übergang von der Anschauung eines unbestimmten To- tums von Mannigfaltigen zur Anschauung des Gesamtzustandes ist ein Übergehen von Bestimmbarem zu Be- stimmte(re)m. Auch in der Sinnlichkeit ist ein Ich keine Summe von Einzelnen, sondern das Ganze, an dem das Partikulare allenfalls noch zu... bestimmen ist.
JE


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