Freitag, 19. Oktober 2018

Vorstellen heißt ins Verhältnis setzen.

wikipedia

Alle unsere Vorstellungen sind Vorstellungen von Verhältnissen, aber zuletzt müssen wir doch auf etwas zu Grunde Liegendes kommen. Dies ist aber nicht an dem, wir kommen auf etwas Ursprüngliches, das unendlich auffasst. Also die Intelligenz hat das Vermögen, entgegengesetzte Dinge in einem Akte zu fassen, oder sie hat Einbildungskraft, ursprüngliche Synthesis des Mannigfaltigen. Das Aufgefasste ist nur entgegengesetzt, man kann mit dem Verstand unendlich teilen, aber es wird / doch aufgefasst; in sofern ist die Einbildungskraft produktiv.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 202
 


Nota I. - Hier sind nun aus den ursprünglich angeschauten singulären Bildern schon Vorstellungen geworden: Sie unterscheiden sich von der Anschauung eben dadurch, dass sie Mannigfaltiges vereinigen. Wenn sie dann auf sich reflektiert, gewahrt sie allerdings nur Verhältnisse. Aus denen schafft sie Begriffe.- Das ist Verstand in specie. (Nie vergessen: Begriffe sind, auch wenn sie noch so bestimmt ausgesprochen werden, keine Sachverhalte, sondern Denkwerkzeuge. Sie auseinanderhalten schafft selber keine Erkenntnis, sondern ist lediglich eine Übung in Scharfsicht.)

30. 9. 15

Nota II. - Wir Leser sind ja schon Teil der 'Reihe vernünftiger Wesen'. Unser reelles (tatsächliches) Vorstellen ge- schieht ja (sofern es vernünftig geschieht) schon in Begriffen, und in denen sind Verhältnisse (von Mannigfaltigen) dargestellt. Es ist die Transzendentalphilosophie, die weiter sucht, was den Begriffen zu Grunde liegt, und "zu- letzt",  am allerersten, allerletzten Grund muss sie auf etwas Ursprüngliches stoßen, "das unendlich auffasst" - das Auffassen selbst.
 

29. 6. 18
 
Nota III. - Das bedarf nochmals der Erläuterung. Das Denken, heißt es anderswo, geschähe eben nicht in Begrif- fen, sondern in einer Kaskade unfasslicher Bilder. Gemeint ist das Einbilden: die ursprüngliche Tätigkeit der Ein- bildungskraft. Dem Ich der Wissenschaftslehre, nämlich das autonome bürgerliche Subjekt, ist das Reflektieren längst habituell geworden, es 'muss' sein Einbilden - als Eines - setzen und - als Einheit von Mannigfaltigem - be- stimmen; und dann ist sie ein Verhältnis von Mannigfaltigen zu einander. Dies alles geschieht nicht nach einander in der Zeit, sondern in einem Akt diesseits der Zeit, aber so, dass Dieses aus Jenem hervorgeht. Erst in dieser Einheit ist die Vorstellung eine und eine bestimmte.
JE

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