Das Wollen ist das einzige Apriori der Wissenschaftslehre.
Kann etwas apriori sein, das nicht zuvor aposteriori war? fragt Fichte.
Im Verlauf der vorstellenden Tätigkeit beobachtet, in der eine Welt entsteht, ist Alles zunächst einmal aposte- riori. Von meinem Wissen von der fertigen Welt aus betrachtet, erscheint alles, was vorkommt, als apriori.
Das Wollen ist im reellen Gang des Vorstellens nur apriori. Allein der erste, analytische Gang der Transzenden- talphilosophie findet es aposteriori als anzunehmende Voraussetzung auf; nicht aber das reale Wissen in seinem Bestand.
Dem
theoretischen Philosophieren mag es als Ansich vorkommen. Für die Anthropologie
wie für alle prakti- sche Philosophie ist es ursprüngliches Postulat.
31. 5. 15
Um Etwas zu wollen, bedarf es der Einbildungskraft alias eines poietischen Vermögens.
Um etwas zu wollen, müsste offenbar noch etwas hinzukommen.
Fichte hat die Reihenfolge umgekehrt. Er nimmt das Wollen als sein Apriori. Es ist die Bestimmung des Men- schen: "So soll er werden!" - Hinzukommen muss vielmehr noch ein Etwas.
Wer bestimmt, wie er werden soll? Es ist längst bestimmt: Dieses Apriori ist - es würde ihn nicht überrascht haben - ein Aposteriori. Es ist das autonome Subjekt, die selbstbestimmte Person der bürgerlichen Gesellschaft.
3. 6. 15
Und immer wieder: Die Wissenschaftslehre konstruiert nicht aus gedachten Voraussetzungen die Welt, sei's wie sie ist, sei's wie sie werden soll. Vielmehr findet sie eine Welt vor, in der die Auffassung um sich greift,* dass Ver- nunft herrschen soll. Was Vernunft sei und unter welchen Voraussetzungen sie herrschen kann, war Gegenstand der Kantschen Kritik. Sie blieb unvollendet im Apriori stecken. Aufgabe der Wissenschaftslehre ist, die Vernunft- kritik zu ihrem Absschluss zu bringen.
So weit die historische, faktische Voraussetzung der Aufgabe. Sie besteht im Aufsuchen der Bedingungen der Möglichkeit von Vernunft. Das geschieht im fort-, d. h. rückschreitenden Auflösen der auseinander entwickel- ten tatsächlichen Bestimmungen: Die Bedingungen werden zurückgeführt auf das sie Bedingende. Es ist am letz- ten Grund ein an sich selber unbestimmtes Bestimmendes; eine prädikative Qualität.
Zur Probe ihrer Richtigkeit muss es gelingen, wie bei einer Rechenaufgabe die Operation umzukehren, und an ihrem Ende muss stehen - die 'Reihe vernünftiger Wesen', nämlich derer, die übereingekommen sind, dass in der Welt "Vernunft herrschen soll"; welches der Ausgangspunkt war. Was in der Analyse erst Ergebnis war, ist in der synthetischen Re konstruktion das Vorauszusetzende: a priori.
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*) seit dem Westfälischen Frieden 1648
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Um Etwas zu wollen, bedarf es der Einbildungskraft alias eines poietischen Vermögens.
Um etwas zu wollen, müsste offenbar noch etwas hinzukommen.
Fichte hat die Reihenfolge umgekehrt. Er nimmt das Wollen als sein Apriori. Es ist die Bestimmung des Men- schen: "So soll er werden!" - Hinzukommen muss vielmehr noch ein Etwas.
Wer bestimmt, wie er werden soll? Es ist längst bestimmt: Dieses Apriori ist - es würde ihn nicht überrascht haben - ein Aposteriori. Es ist das autonome Subjekt, die selbstbestimmte Person der bürgerlichen Gesellschaft.
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Und immer wieder: Die Wissenschaftslehre konstruiert nicht aus gedachten Voraussetzungen die Welt, sei's wie sie ist, sei's wie sie werden soll. Vielmehr findet sie eine Welt vor, in der die Auffassung um sich greift,* dass Ver- nunft herrschen soll. Was Vernunft sei und unter welchen Voraussetzungen sie herrschen kann, war Gegenstand der Kantschen Kritik. Sie blieb unvollendet im Apriori stecken. Aufgabe der Wissenschaftslehre ist, die Vernunft- kritik zu ihrem Absschluss zu bringen.
So weit die historische, faktische Voraussetzung der Aufgabe. Sie besteht im Aufsuchen der Bedingungen der Möglichkeit von Vernunft. Das geschieht im fort-, d. h. rückschreitenden Auflösen der auseinander entwickel- ten tatsächlichen Bestimmungen: Die Bedingungen werden zurückgeführt auf das sie Bedingende. Es ist am letz- ten Grund ein an sich selber unbestimmtes Bestimmendes; eine prädikative Qualität.
Zur Probe ihrer Richtigkeit muss es gelingen, wie bei einer Rechenaufgabe die Operation umzukehren, und an ihrem Ende muss stehen - die 'Reihe vernünftiger Wesen', nämlich derer, die übereingekommen sind, dass in der Welt "Vernunft herrschen soll"; welches der Ausgangspunkt war. Was in der Analyse erst Ergebnis war, ist in der synthetischen Re konstruktion das Vorauszusetzende: a priori.
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*) seit dem Westfälischen Frieden 1648
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