Montag, 8. Oktober 2018

Meine Welt gehört selber in die Transzendentalphilosophie.


Unlängst schrieb ich, die Unterscheidung von meiner Welt und unserer Welt gehöre zur Transzendentalphilo- sophie als ihre Grenze. 

Das war ebenso zaghaft wie voreilig. Meine Welt gehört selber und ganz und gar in die Transzendentalphiloso- phie.

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Das von der Einbildungskraft Hervorgebrachte, von der Vorstellung Angeschaute, im Begriff Gemeinte ist Bild.

Als Bild ist es nicht von unserer Welt. An ihm werde ich nicht wir-Vernunftwesen, sondern Ich. Das ist meine Welt. Vernunft und unsere Welt beginnen da, wo das Gemeinte vergemeinschaftet, nämlich mitgeteilt werden kann. Das kann erst im Begriff geschehen. Im Begriff im weitesten Sinn, von System und systematischer Veror- tung ist noch nicht die Rede, aber von Symbolisierung immerhin.

Das Symbol ist selber 'auch ein Bild', aber das Bild von einem Bild; ein vorgegebenes Schema, das der Meinende nach einvernehmlichem Verfahren zu füllen hat – mit dem nun mutmaßlich miteinander-geteilten Bild. Wenn ich sage rot, darf ich annehmen, dass mein Zuhörer dieselbe Vorstellung in sich hervorbringt, die ich hervor- gebracht habe, als ich rot dachte. Annehmen darf ich es, weil die Erfahrung lehrt, dass wir uns auch sonst ver- ständigen können; warum also nicht dieses Mal? Aber ob oder ob nicht, kann ich nicht wissen, und den andern zum richtig-Vorstellen zwingen kann ich schon gar nicht; denn ich kann es ja nicht überprüfen.

Einbilden, anschauen und vorstellen liegen in meiner Welt. Unsere Welt beginnt erst bei den Begriffen. Dass sie in der Sprache der Begriffe zu mir reden, macht die 'Aufforderung' der 'vernünftigen Wesen' aus, die mich allein erst zur Vernünftigkeit veranlasst. Denn wozu könnte ich sie ohne jene gebrauchen?

28. 5. 15

Nochmal genauer: der Begriff von meiner Welt und unserer Welt gehört in die Anhropologie. Er ist empirisch gewonnen an der Anschauung. Im wirklichen Leben unterscheiden wir zwischen Irrsinn und gesundem Men- schenverstand. Letzterer ist die Vernunft, welche der Ausgangspunkt und Gegenstand der Transzendentalphilo- sophie ist. Deren Weg ist der kritische Regress. Sie kommt an einen Pukt, wo es nicht weitergeht. Von da an geht sie denselben Weg zurück und rekonstruiert in toto die Vernunft: unsere Welt, die der 'Reihe vernünftiger Wesen'. Das alles geschieht in der Vorstellung; der Grund der Rekonstruktion ist rein noumenal.

Es ist eine immanente Darstellung. 

Die Transzendentalphilosophie beginnt nicht mit der Bestimmung: "Vernunft ist: (dieses oder jenes)." Das wäre eine transzendente oder dogmatische Setzung. Angenommen, man wolle so etwas: Dann müsste man Vernunft bestimmen durch Entgegensetzung; zum Beispiel von Irrsinn (aller Art). Es wäre eine Entgegensetzung an einem Unbestimmten - das aber (transzendent, dogmatisch) zuvor gesetzt werden musste. Dies zu-Bestimmende wäre meine Welt. 

Setzen und bestimmen meiner Welt wären allerdings Sache eines außenstehenden Zuschauers aus unserer Welt. Selbstbestimmen oder gar Selbersetzen wären gar nicht möglich.  

'Das, was' das kritische Verfahren der Transzendentalphilosophie schließlich am Grunde der Genesis der Ver- nunft als Noumenon auffindet, ist 'dasselbe', was der Anthropologe phänomenal als meine Welt bezeichnen wird. Was ich bei dem einen seine Unbestimmtheit nenne, kommt mir bei der andern als ihr Schweben vor.





Nota - Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog.  JE

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