Magritte 1937
§ 3. Zweiter Lehrsatz
Das endliche Vernunftwesen kann eine freie Wirksamkeit in der Sinnenwelt sich selbst nicht zuschreiben, ohne sie auch anderen zuzuschreiben, mithin auch andere endliche Vernunftwesen außer sich anzunehmen.
Beweis
a) Das vernünftge Wesen kann, nach dem im § 1 geführten Beweise, kein Objekt setzen (wahrnehmen und be- greifen), ohner zugleioch sich selbst, in derselben ungeteilten Synthesis, sich eine Wirksankeit zuzuschreiben.
b) Aber es kann sich keine Wirksamkeit zuschreiben, ohne ein Objekt, auf welches diese Wirksamkeit gehen soll, gesetzt zu haben. Das Setzen des Objekts als eines durch sich selbst bestimmten und insofern die freie Tätigkeit des vernünftigen Wesens hemmenden muss in einem vorangegangenen Zeitpunkt gesetzt werden, durch welchen allein derjenige Zeitpunkt, in welchem der Begriff der Wirksamkeit gefasst wird, der gegen- wärtige ist.
c) Alles Begreifen ist durch ein Setzen des Vernunftwesens, und alle Wirksamkeit ist durch ein vorhergehendes Begreifen desselben bedingt. Also ist jeder mögliche Moment des Bewusstseins durch einen vorhergehenden Moment desselben bedingt, und das Bewusstsein wird in der Erklärung seiner Möglichkeit schon vorausgesetzt. Es lässt sich nur durch einen Zirkel erklären; es lässt sich sonach überhaupt nicht erklären und scheint als unmög- lich.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 30
Nota. - (Das ist erst der Anfang des Beweises.)
Das ist der springende Punkt beim Bewusstsein und das Elemtatrproblem der Transzendentalphilosophie: Das Bewusstsein muss sich, um sich setzen zu können, als immer schon dagewesen vorstellen. Was für das Bewusstsein im Allgemeinen gilt, gilt für das Bewusstsein in specie: das vernünftige Bewusstsein. Mit andern Worten: Ver- nunft kann nur gedacht werden, wenn sie als unvordenklich gedacht wird. Das ist das Paradox, welches aufzu- lösen sich die Wissenschaftslehre zur Aufgabe gemacht hat.
JE
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