Dienstag, 1. Januar 2019

Notwendige und freie Handungen des Ich.


Jenes innere Handeln des vernünftigen Wesens geschieht entweder notwendig oder mit Freiheit.

Das vernünftige Wesen ist, lediglich inwiefern es sich als seiend setzt, d. h. inwiefern es seiner selbst bewusst ist. Alles Sein - des Ich sowohl als des Nicht-Ich - ist eine bestimmte Modifikation des Bewusstseins, und ohne ein Bewusstsein gibt es kein Sein. Wer das Gegenteil behauptet, nimmt ein Substrat des Ich an, das ein Ich sein soll, ohne es zu sein, und widerspricht sich selbst.

Notwendige, aus dem Begriffe des vernünftigen Wesens erfolgende Handlungen sind sonach nur diejenigen, welche durch die Möglichkeit des Selbstbewusstseins bedingt [sind]; aber diese alle sind notwendig und erfolgen so gewiss, so gewiss ein vernünftiges Wesen ist. -

Das vernünftige Wesen setzt notwendig sich selbst; es tut sonach notwendig alles dasjenige, was zu seinem Setzen durch sich selbst gehört und in dem Umfange der durch das Setzen ausgedrückten Handlungen liegt.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, 
SW Bd. III, S. 2    



Nota. - Das bedarf, so, wie es da steht, keiner Erläuterung. Nur der Hinweis sei erlaubt, dass die Unterschei- dung von notwendigen und freien Handlungen des Ich keine pedantische Nebensächlichkeit ist, sondern wesentlich für die schließlich erforderlich werdende Unterscheidung zwischen "Vorstellungen, denen etwas außer der Vorstellung entspricht" und Vorstellungen, denen außer der Vorstellung nichts entspricht. 

Es geht darum, ob die Wissenschaftlehre überhaupt mit der Realität zu tun hat. Denn wenn hier von Sein die Rede ist, handelte es sich selbstverständlich nur um das Sein, wie es im Bewusstwein vorkommt, nämlich als Vorstellung.
JE





Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

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