Was Fichte unter einem Begriff versteht.

  Feuerzange

Ein Leser, der in der Freude, dass er nun endlich ein ihm bekanntes Wort gefunden habe, eilen wird, alles, was er sich bisher bei dem Worte Begriff gedacht hat, darauf zu übertragen, wird in kurzem ganz verwirrt sein und nichts mehr verstehen. Und das durch eigene Schuld. Dieses Wort soll hier nicht mehr und nicht weniger be- deuten, als das hier Beschriebene - ob nun der Leser bisher dasselbe gedacht haben möge oder nicht. Ich be- rufe mich nicht auf einen bei ihm schon vorhandenen Begriff, sondern ich will erst einen sochen in seinem Geiste entwickeln und bestimmen.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 4



Nota. - Die Transzendentalphilosophie will das zu ihrer Zeit in der Welt wirklich vorhandene System der Ver- nunft auf seine Rechtfertigung überprüfen. Woraus besteht dieses System? Aus Begriffen und Schlussregeln. Deren Gültigkeit hat sie zu untersuchen. Wie sollte sie es können, wenn sie sich dabei ihrer schon bediente? Aber wie sollte sie es gar können, wenn sie sich ihrer nicht bediente!!

Wenn sie die Tauglichkeit der Begriffe und der Logik untersuchen will, muss sie spekulativ hinter den Zustand, wo sie bereits gegeben sind, zurückgreifen auf einen Zustand, 'wie er gewesen sein muss', als die Vernunft über- haupt erst zur Welt gekommen ist. Sie muss darstellen, wie die Begriffe entstanden sind - 'entstanden sein müssen' -, nämlich aus tätigem Vorstellen. Sie muss zeigen - vorführen -, wie das wirkliche Vorstellen Schritt für Schritt zu Ergebnissen kommt, die begreifbar sind.

Das ist nicht, was die rationalistischen metaphysischen Systeme des 17. und 18. Jahrhunderts unter Begriff ver- standen haben. Für die galten die Begriffe an und für sich und waren der Stoff, aus dem die Welt zusammenge- setzt ist. Das klingt heute lächerlich. Aber nicht so lächerlich, dass es nicht wieder die allermodernste 'systema- tische' und 'analytische' philosophische Richtung unserer Tage beherrschen könnte.
JE





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