Dienstag, 22. Januar 2019

Objekt ist nichts anderes als die Wirksamkeit des Subjekts.

 
Der Grund der Unmöglichkeit, das Selbstbewusstsein zu erklären, ohne es immer als schon vorhanden voraus- zusetzen, lag darin, dass, um eine Wirksamkeit setzen zu können, das Subjekt des Selbstbewusstseins schon vor- her ein / Objekt, bloß als solches, gesetzt haben musste: und wir sonach immer aus dem Momente, in welchem wir den Faden anknüpfen wollten, zu einem vorherigen getrieben wurden, wo er schon angeknüpft sein musste.

Dieser Grund muss gehoben werden. Er ist aber nur so zu heben, dass angenommen werde, die Wirksamkeit des Subjekts sei mit dem Objekt in einem und ebendemselben Monete synthetisch vereinigt; die Wirksamkeit sei selbst das angenommene und begriffene Objekt, das Objekt sein kein anderes als diese Wirksankeit des Subjekts, und so seien beide ein und dasselbe.

Nur von einer solchen Synthesis würden wir nicht weiter zu einer vorhergehenden getrieben; sie allein enthielte alles, was das Selbstbewusstsein bedingt, in sich und gäbe einen Punkt, an welchem der Faden desselben sich anknüpfen ließe. Nur unter dieser Bedingung ist das Selbstbewusstein möglich. So gewiss daher Selbstbewusst- sein stattfinden soll, so gewiss müssen wir das Aufgestellte annehmen. Der strenge synthetische Beweis ist so- nach vollendet, denn das Beschriebene ist erhärtet als absolute Bedingung des Selbstbewusstseins. 

Es ist die Frage nur noch die, was denn die aufgestellte Synthesis bedeuten möge, was sich darunter verstehen lasse, und wie das in ihr Geforderte möglich sein werde. Wir haben sonach von jetzt an das Erwiesene nur noch zu analysieren.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, 
SW Bd. III, S. 31f.
  



Nota. - 'So gewiss Selbstbewusstsein stattfinden soll...': Dass Selbstbewusstein stattfinden soll, ist allerdings gewiss, denn es findet statt. -

Soll es die Vorstellung des Selbstbewusstseins geben, muss ein Punkt vorgestellt worden sein, von dem an es statt- findet; anders ist es nicht vorstellbar. Es kann nur ein Punkt sein, an dem das Objekt und die Wirksamkeit des Subjekts in eins fallen.

Soweit die synthetische Konstruktion. Was darunter in concreto zu verstehen ist, muss ein zweiter, analytischer Gang der Untersuchung herausfinden. Und es geht nicht um das Definieren von Begriffen, sondern um das Her- vorrufen und Entwickeln von Vorstellungen.
JE  



 

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