Freitag, 25. Januar 2019
Aufgefordert zu freiem Wirken.
Es scheint, dass die vorgenommene Synthesis statt der bloßen Unbegreilichkeit, die sie heben sollte, uns einen vollkommenen Widerspruch anmutet.
Das durch sie Aufgestellte soll sein ein Objekt. Aber es ist der Charakter des Objekts, dass die freie Tätigkeit des Subjekts bei seiner Auffassung gesetzt werde als gehemmt. Dieses Objekt soll aber sein eine Wirksamkeit des Subjekts, aber es ist der Charakter einer absoluten Wirksamkeit, dass die Tätigkeit des Subjekts absolut frei sei und sich selbst bestimme. Hiere soll beides vereinigt sein. Beide Charaktere sollen erhalten werden und kei- ner verloren gehen. Wie mag das möglich sein?
Beide sind vollkommen vereinigt, wenn wir uns denken / ein Bestimmtsein des Subjekts zur Selbstbestimmung, eine Aufforderung an dasselbe, sich zu einer Wirksamkeit zu entschließen.
Insofern das Geforderte ein Objekt ist, muss es in der Empfindung gegeben werden, und zwar in der äußeren - denn alle innere Empfindung entsteht lediglich durch Reproduktion einer äußeren, die erstere setzt demnach die letztere voraus, und es würde bei dieser Annahme abermals das Selbstbewusstsein, dessen Möglichkeit er- klärt werden soll, als vorhanden vorausgesetzt. -
Aber dasselbe wird nicht anders begriffen und kann nicht anders begriffen werden, denn als bloße Aufforde- rung des Subjekts zum Handeln. So gewiss daher das Subjekt dasselbe [sic] begreift, so gewiss hat es den Begriff von seiner eigenen Freiheit und Selbstttätigkeit, und zwar als einer von außen gegebenen. Es bekommt den Be- griff seiner freien Wirksamkeit nicht als etwas, das im gegenwärtigen Momente ist, denn das wäre ein wahrer Widerspruch, sondern als etwas, das im künftigen sein soll.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 32f.
Nota. - "Das hat er sich aber fein zurechtgelegt!" - Es ist durchaus nicht so, dass er aus einer frei ausgeheckten Prämisse ein System konstruiert und es auf Schritt und Tritt so zurechbiegt, dass am Ende die Vernunft heraus- kommt. Sondern er hat zuvor das gegebene System der Vernunft auf Kants Spuren Schritt um Schritt auf seine je nächst-zugrunde liegende Voraussetzung zurückgeführt. Und als er auf einen Punkt kam, wo's nicht weiterging, hat er Kehrt gemacht und seinen Rückweg aus einer aufgefunden Prämisse re kostruiert.
Es hätte keinen Sinn, sich die Begründung des transzendentalen Verfahrens aus soundsoviel Einzelergebnissen der realen Wissenschaften zusammenklauben zu wollen: Über die Wirklichkeit der Welt sagt die Transzendental- philosophie ja gar nichts aus. Doch was in der wirklichen Vorstellung des vernünftigen Wesens vorkommt, will sie allerdings erklären: nämlich in den Zusammenhang der aufgefindenen Prämisse mit dem vorgegebenen Zweck einpassen. So den grundlegenden Tatbestand, dass das Vernunftwesen sich zwar nicht frei vorkommt, aber zur Freiheit berufen-- und nur deshalb unfrei - fühlt. Wir alle kommen in eine Welt, die Freiheit von uns erwartet und sie uns Schritt für Schritt verbaut. Da mach was draus!
JE
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