Donnerstag, 17. November 2016

Mein Leib ist das System meiner Gefühle.


 
Ich muss allerdings annehmen, dass ich die Materie im Raume außer mir nicht nur teilbar denken, sondern auch wirklich teilen könne. Aber ich kann dies nicht unmittelbar durch den Willen, sondern ich muss erst durch Mit- telzustände hindurchgehen.

Aber die Materie, worin durch den bloßen Willen etwas geschieht, ist mein Leib, in wiefern er artikuliert, nicht inwiefern er organisiert ist. (Es ist hier vom Leib die Rede, in wiefern ich durch ihn wahrnehme und wirke, in wiefern er Sinn ist und Organ; er ist das System meiner Gefühle, das Medium, durch welches Anschauung und Gefühl vereinigt wird. Zum Verdauen und Blutumlauf tut mein Wille nichts, aber mein Hand- oder Fußbewe- gen hängt von ihm ab.) 


Also das System meiner Begrenzbarkeit und meines Strebens in der synthetische Vereinigung gedacht wird mir zum artikulierten Leibe; dadurch wird Anschauung und Gefühl vereinigt, ich schaue mich an als fühlend, indem ich mich fühle als anschauend ein Objekt im Raume.
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Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 120
 



Nota. - Ein Leib-Seele-Problem taucht hier nicht auf: Der Leib ist selber die Synthesis von (physiologischem) Fühlen und (intellektiven) Anschauen. Es ist es aber nur, wenn seine Ein-Heit als System begriffen wird. 

Dann kann man auch nicht mehr auf die Schnapsidee verfallen, zwischen 'dem Hirn' und einem ominösen Extra-Ich zu unterscheiden. Mehr als dieses System bin 'ich' nicht, aber auch nicht weniger.
JE


 




 

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