Samstag, 26. November 2016

Es ist nicht möglich, sich den Willen zu denken, ohne sich zugleich eine Anwendung von Gewalt zu denken.



Das Objekt des Wollens ist eine bestimmte Reihe des Handelns und Empfindens. Ich will etwas heißt: Der Zustand des Gefühls, das gegenwärtig vorhanden ist, soll anders werden.

Nun aber gibt es zwischen den Momente A und B keinen Sprung; es muss ein allmähliger Übergang sein, weil sonst die Einheit des Bewusstseins aufhören und ich nicht derselbe sein würde.

Beim Wollen wird eine bestimmte Richtung gedacht, und auf diese Richtung wird alles Denken geworfen, und es wird der Einbildungskraft nicht erkaubt abzuschweifen; beim Wünschen wird zwar auch eine Richtung ge- dacht, aber der Einbildungskraft wird erlaubt anzuschweifen.

Daher nun, von diesem Nötigen und Zwingen der Einbildungskraft, sich nur hierauf zu richten, kommt der Begriff von Kraft, der mit dem Willen vereinigt ist. Es ist nicht möglich, sich den Willen zu denken, ohne sich zugleich einen Anstoß, eine Anwendung von Gewalt zu denken. Das Wollen ist wahres inneres Wirken, Wirken auf sich selbst. Das herumschweifende Denken wird ergriffen und auf einen Punkt beschränkt.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 126



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