Mittwoch, 30. November 2016

Kausalität wird nicht begriffen, sondern angeschaut.


 
3) Man nehme an, dass dieser Wille Kausalität habe, dass unmittelbar in der Erfahrung eintreten solle, was ich will. (Wir nehmen hier noch nicht Rücksicht darauf, woher die Harmonie komme, dass durch das Wollen etwas ihm Entsprechendes in die Erfahrung eintrete; sondern wir betrachtennur die Vorstellung der Kausalität und die in ihr vorkommende Mannigfaltigkeit.) 

Der Zustand meines Gemüts verändert sich, wenn ich eine Kausalität wahrnehme. Es ist eine stete Fortbewe- gung von A zu B, in der kein Sprung, kein Hiatus ist. Wenn ich die ge-//128//samte Masse des Gefühls als ein Linie denke, so werde ich keine zunächst liegende[n] zwei Punkte finden, die ganz entgegengesetzt wären. Nehme ich aber Teile heraus, so sind diese im Gazen immer entgegengesetzt; z. B. der Zustand des Gefühles, zu folge dessen ich annehmen muss, A sei roher Marmor, verändere ich so, dass ich zufolge des Gefühls A als eine Bildsäule annehmen muss.

Dies ist ziemlich ungreiflich, allein es ist auch nicht Sache des Begreifens (des Denkens), sondern des Anschau- ens, und wurde nur durch die Einbildungskraft so, wie sich das bei der Deduktion der Zeit ergeben wird.

Der Fortgang soll stetig sein, weil sonst die Einheit des Bewusstseins aufgehoben würde, und sonach bliebe das Bewusstsein, weil das Bewusstsein Einheit ist [sic]. Nun aber sind die Gefühle als solche entgegengesetzt und können im Fühlen in derselben Rücksich nicht stattfinden. Wie soll nun dies Mannigfaltige in der Kausalität vereinigt werden? 

Schon oben wurde gesagt: Die Gefühle müssen auf ein in beiden Zuständen fortdauerndes Gefühlsvermögen bezogen werden. Diese Antwort bekommen wir hier wieder und bestimmter als oben. Es liegt darin, dass wir unsre mannigfaltigen Vorstellungen in der Zeit in Eins fassen und uns bei allem Wechsel der Empfindungen für dasselbe Empfindende halten.

Das Mannigfaltige soll aber nicht nur überhaupt im Bewusstsein vereinigt werden, sondern es soll auch als Wirkung einer einzigen ungeteilten Willensbestimmung gedacht werden, denn nur wo wird Kausalität des Willens gedacht.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 127f.


Nota. - Kausalität kommt in der Vorstellung zuerst als Wirkung eines Willens vor.
JE


 

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