Freitag, 18. November 2016

Das wirkliche Bewusstsein geht nicht vom Ich aus, sondern von den Objekten.


lehmar

4. Nun geht aber hier die Anschauung auf ein Objekt im Raume, und dadurch werden wir ein wichtiges Resul- tat finden, nämlich: Erst die Anschauung eines Objektes außer mir und eines bestimmten Objekts ist eine bestimmte Anschauung, und sie ist nach unserer Erörterung die erste bestimmte (Die Anschauung meiner als Objekt ist später und gründet sich auf eine Reflexion mit Freiheit). Das wirkliche Bewusstsein geht nicht von uns aus, sondern von den Objekten. Das Anschauen //121// und Bewusstsein meiner selbst geschieht erst später, durch die Abstraktion von den Dingen und die Reflexion auf mich.

Die Anschauung des unendlichen mit Materie erfüllten Raumes ist der unbestimmte und bestimmbare Zustand der Intelligenz, von dem sie ausgeht. (Diese Anschauung ist im Grunde Anschauung eines unendlichen Stre- bens; diese Anschauung wird nur von dem Philosophen gesetzt als der Zeit nach vorausgehend, in der Tat aber und im Bewusstsein kommt sie vor im Bewusstsein aller der Momente, die wir bisher aufgezeigt haben und noch auzfzeigen werden.) In diesem Zustande werde ich beschränkt, dadurch wir mir jene Späre in zwei Teile geteilt, ich werde mir selbst etwas, und es entsteht mir ein Andres außer mir (die übrige Materie). Da ich selbst beschränkt bin, so wird auch die Anschauung meiner selbst beschränkt. -

Letztere ist bestimmender Teil des Ganzen (die Anschauung des Objekts im Raume und der Platz desselben ist das Bestimmte), und so geht alle Raumbestimmung aus von der Bestimmung meiner im Raume. Ich bin im absoluten Ort, der Raum, den ich einnehme, ist unmittelbar, alles übrige ist mittelbar. Ich schaue mich nicht an als Objekt der Anschauung, sondern als fühlend, und so gewiss ich mich anschaue, falle ich in den Raum, aber unvermerkt. Alles mein Anschauen des Objekts richtet sich und wird bestimmt durch mein Sein im Raume, welches mir erscheint als ein gefühltes.
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Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 120f.
 



Nota. - Der erste Gegenstand, dessen das Ich bewusst wird, ist nicht es selbst, sondern das Objekt. - Wie immer die besonderen Bestimmungen des je Gefühlten-Angeschauten-Vorgestellten ausfallen mögen: in Wirklichkeit handelt es sich immer um Anschauungen meines unendlichen Strebens. - Am Anfang steht das Noumenon eines unbestimmt-bestimmbaren Strebens-überhaupt, am Zielpunkt muss folglich das Noumenon eines unbe- stimmt-bestimmbaren Zweckes-überhaupt stehen. Nur so ist Vernunft als System möglich. Dieses wohlge- merkt in der Vorstellung. Doch wenn ich es mir überhaupt vorstellen will, muss ich es mir so vorstellen. 
JE


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